Originaltitel: MAN CHENG JIN DAI HUANG JIN JIA

China 2006, 114 min
Verleih: Tobis

Genre: Drama, Eastern, Action

Darsteller: Gong Li, Chow Yun-Fat, Jay Chou

Regie: Zhang Yimou

Kinostart: 26.04.07

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Der Fluch der goldenen Blume

Vom Sturm hinter der Porzellanhaut

Zhang Yimou versteht sehr viel von den ganz großen Kinobildern. Seit HERO hat er sich der Schwerelosigkeit verschrieben, den epischen, bildgewaltigen und farbenrauschenden Geschichten, in dem die Helden stets dem Klopfen des Herzens und der Hitze des Blutes folgen. So auch in diesem wahrhaft bezaubernden Film. Allein das zu Beginn so perfekt choreographierte Aufwachen unzähliger königlicher Untertanen ... Faszinierend! Aber Zhang Yimou ist kein eitler Clip-Regisseur, er will Geschichten voll wütend funkelnder Leidenschaft erzählen, und diese ist dabei eine seiner Gelungensten: Yimou dringt ein in den Nukleus einer Königsfamilie im China während der Tang-Dynastie, erzählt vom Unlot im familiären Miteinander, wozu auch ein taktisch angelegter Vergiftungsplan zur Eliminierung der Königin durch den eigenen Gatten gehört.

Aber wer in die abgründigen Augen von Gong Li schaut, die eben jenes Komplottopfer spielt, wer diesen Sturm hinter der Porzellanhaut spürt, den muß man nicht zweimal zwicken, um festzustellen, daß diese Frau zu mehr, wenn nicht zu allem in der Lage ist. Und so entspinnt sich ein dichtes Familienporträt, das von Intrigen, geheimen Absprachen, unlauteren Begegnungen und intimem Verrat gezeichnet ist. Das große Finale steht in den fernöstlichen Kalendern geschrieben: das Chrysanthemenfest. Hier schlägt die Stunde der königlichen Oberhäupter, hier greift das ganze Potential vom Zeremonienmeister Yimou.

Hat er sich - was klug ist und sich gegen den Trend des bisweilen ermüdenden Martial-Arts-Kinos stellt - mit Kampf- und Akrobatikszenen bislang zurückgehalten, Helden und Intriganten nur dann schweben lassen, wenn es tatsächlich dem Fortlauf seiner Geschichte und der Unterhaltung des Zuschauers diente, fährt er zum Schluß die ganz große Oper. Da ziehen güldene Armeen auf, da erblühen Chrysanthemenfelder, da werden blasse HERR DER RINGE-Bilder von aufziehenden Paraden viriler Heeresscharen auf die Ränge gedrängt - da wird gekämpft, gestorben, eingestanden, da entpuppt sich aber auch, wie sumpfig Familie durch ätzende Hierarchie sein kann.

Hier entlädt sich eine lang schwelende Familientragödie in einem Finale, das mindestens zwei Botschaften zu transportieren weiß: daß im herrschenden China vor über 1000 Jahren Frauen allenfalls schmückendes Beiwerk eines unerbittlichen Regenten waren und schlimmer noch: daß eben keiner von Lüge frei ist.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.