Österreich 2022, 122 min
FSK 12
Verleih: Alamode

Genre: Drama, Kriegsfilm, Biographie

Darsteller: Simon Morzé, Karl Markovics, Karola Niederhuber, Ariadne Gradziel, Alexander Beyer

Regie: Adrian Goiginger

Kinostart: 13.04.23

2 Bewertungen

Der Fuchs

… hat ein Herz gestohlen

In DIE BESTE ALLER WELTEN rückte Adrian Goiginger seine Mutter ins Rampenlicht, jetzt ist der Urgroßvater dran. Ob’s da am persönlichen Bezug liegt, daß er echte Kunst schon vor der Titeleinblendung inszeniert? Hier erzählt Karl Markovics dem Filmsohn eine bittere, aber tröstliche Geschichte vom Tod – und Goiginger braucht keine Musik, keine Mätzchen. Allein Markovics’ zurückhaltende Hingabe und große Kinderaugen. Die von Franz, der wenig später quasi an einen reichen Bauern überschrieben wird. Verdammte Armut.

1937. Volljährig geht Franz zum Heer, paßt nicht recht rein. Nach einer kameradschaftlichen Auseinandersetzung tobt er blinde Wut an Mutter Natur aus, sie läßt ihn ruhig und gütig gewähren, schickt einen verletzten, verwaisten Fuchswelpen. Goiginger gibt zu Protokoll: „Ich denke, daß mein Uropa durch den Fuchs den Glauben an die Liebe wiedergefunden hat.“ Tatsächlich kümmert sich der junge Mann mehr ums Tier als irgendwen. Hat nun eine Aufgabe, existentiell notwendig inmitten der barbarischen Sinnlosigkeit des Krieges.

Jene bringt Goiginger ohne zerfetzte Leiber, verzerrte Fratzen oder viehische Schreie auf die Leinwand. Er vermeidet es, dem Sterben zuzuschauen, es zu bebildern, wählt leisere Töne, omnipräsente Trauer lastet schwer auf Schlachtfeldern und Seelen, Totenklagen scheinen vorbeizuwehen, eine für jedes geraubte Leben. Selbst Durchhalteparolen oder im Vollsuff verbrachte Siegesfeiern können’s nicht überbrüllen. Nur manchmal schweigen die quälenden inneren Stimmen vielleicht, beispielsweise dann, wenn Franz mit dem knuffigen Vierbeiner Fangen spielt. Bevor Letzterer einen Hühnerstall aufmischt. Was immerhin zum Kennenlernen Maries führt – eine trotz hoher Sprachbarriere dem ungleichen Gespann zugetane Französin, deren Charakterzeichnung allerdings über ihre Herkunft kaum hinauskommt. So bleibt die Dame eine kurze Episode, grundsätzlich ziemlich verzichtbar, trüge sie nicht etwas weitere Entspannung bei. Und das schreckliche Wort „Auswilderung“ …

Weil Liebe, richtig verstanden, eben auch Freiheit bedeutet, wofür Goiginger erneut in effektiver Nüchternheit plädiert. Berührender Vorbote eines Finales, das nicht bloß Franz’ Herz zersplittern dürfte. Es fokussiert sich strikt abseits felliger Niedlichkeit darauf, was wirklich zählt: humanes Miteinander.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...