Originaltitel: LE RENARD ET LENFANT
F 2007, 97 min
Verleih: Kinowelt
Genre: Natur, Kinderfilm
Darsteller: Bertille Noël-Bruneau, Isabelle Carré
Regie: Luc Jacquet
Kinostart: 27.12.07
Von Anfang an legt die in unvorstellbar schönen Farben festgehaltene und fast märchenhaft anmutende Herbstlandschaft ein offenkundiges Anliegen des Biologen und Regisseurs Luc Jacquet frei: seine unbeirrbare Liebe zur Natur. Daß diese Liebe gerade jetzt und heute so stark und unanfechtbar sein muß, wird in den nächsten gut 90 Minuten auf sehr einfühlsame, wenn man so will, auch lehrreiche Weise geschildert - ohne tumbes Diktat, ohne erhobenen Zeigefinger, wie es sich bei Jacquet eigentlich von selbst versteht.
Eine Frage stellt sich zu Beginn: wer hat wen zuerst entdeckt, wer beobachtet wen auf das Genaueste? Das kleine Mädchen das Tier oder der Fuchs das Kind? Auf jeden Fall folgt das Mädchen seiner Fährte, nach dem farbstarken Herbst kommt der frostige Winter, und im Schnee passiert es, daß sich die Kleine ein Bein bricht. Was sie über die Verletzung hinaus am meisten ärgert, ist daß sie "ihren" Fuchs nicht so bald wiedersehen kann. Dafür bekommen wir als Zuschauer was für die Augen, zum Beispiel eine abenteuerliche Jagd zwischen zwei Räubern, Luchs und Fuchs - mit Hakenschlagen, Thrillerelementen und feuchten Händen beim Betrachter. Doch im Frühjahr ist das Mädchen wieder in den Wäldern unterwegs, und macht beim Schlüssellochblick in den Bau ihres Fuchses eine süße Entdeckung: Titou, wie sie ihn nennt, ist eine Füchsin, und diese hat Junge. Wenn man die kleinen Fellknäuel das erste Mal beim Rumtollen beobachtet, darf einem schon ganz ungeniert ein unverfälschtes "Süüüüüüüüüüß!" entfahren. Nun scheint es, als würde die Füchsin auch das Mädchen wiedererkennen, immer näher läßt das eigentlich scheue Tier das Kind an sich heran, und eines Tages darf es ihm folgen. Der Beginn einer wunderbaren, aber nicht ganz verhängnislosen Freundschaft ...
In wirklich atemberaubenden Bilder von endlosen Wäldern, schwer rauschenden Wasserfällen und geheimnisvoll singenden Tropfsteinhöhlen stimmt Jacquet ein Hohelied auf die Schönheit der Natur und auf die Vielfalt der Tierwelt an - seine mal sanft gefilmten, dann wieder fast geisterhaft festgehaltenen Wälder sind einer Arche gleich, in der sich Bären, Wölfe und Dachse tummeln. Doch Jacquet ist nicht Sielmann, er ist auch Kinogeschichtenerzähler, daher geht es ihm um mehr. Er berichtet von einer Freundschaft, der zwischen Mensch und Tier, die zum einen in den letzten Jahrzehnten eine schwer belastete, zum anderen aber auch eine ist, die viel Verständnis einfordert. Zum Beispiel für Distanz. Füchse sind keine Kuscheltiere, sie sind Räuber, und wenn das Mädchen das auch erst nach einer schwerwiegenden Erfahrung versteht, ist es doch ein sensibler Appell an den gebührenden Respekt voreinander.
Der Film ist aber auch ein Porträt zweier Einzelgänger: Selbst wenn das Mädchen ein an sich fröhliches, mit einem ansteckenden Lachen gerüstetes Kind ist, sucht es doch immer wieder die Einsamkeit. Eine Einsamkeit, die zu teilen sie nur mit einem Einzelgänger bereit ist: ihrer Füchsin. Die übrigens immer wieder auch für witzige Momente sorgt, zum Beispiel beim Herumstupsen eines wirklich drolligen Igelchens.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.