"Weissi" ist diejenige, die alle zum Lachen bringt in der Putzkolonne, die nächtens Berliner Nobelboutiquen auf Hochglanz poliert. Mit ihrem Mann lebt sie seit 35 Jahren eine perfekt organisierte Ehe, die auf einer immer noch währenden Liebe und zauberhaften Momenten basiert. Ingeborg ist attraktiv, einsam und arbeitslos. Im Bemühen, die langen Tage mit Aktivitäten zu füllen, sucht sie gleichzeitig eine Stelle als Putzfrau und den geeigneten Lebenspartner. Und Delia, die als junge Frau aus Argentinien nach Europa kam, um Malerin zu werden, putzt Wohnungen begüterter Berliner und philosophiert dabei über Kunst und saubere Fenster.
Nach AUSFAHRT OST gelangt nun der zweite abendfüllende Film von Antje Kruska und Judith Keil in die Kinos. Es ist ein sehr intimer Blick, den die Filmemacherinnen auf das Leben dreier Frauen in Berlin werfen. Zunächst scheint es schwierig, diesem Blick zu folgen. Es ist die Dramaturgie des Alltags, die Dramaturgie der Wirklichkeit wenn man so will, der die Regisseurinnen folgen und die sie in eine Filmdramaturgie wandeln. Dies muß sich erst offenbaren. Dagegen wird sehr schnell deutlich, daß es nicht um die glänzenden Fassaden der Metropole geht, sondern um die Menschen dahinter. Kruska und Keil haben einen Film über Putzfrauen gemacht, was ihrer Idee entsprach. Gleichzeitig aber sind drei Porträts entstanden. Offen und vorbehaltlos gewähren drei Frauen Einblick in ihr momentanes Leben und reden über weit mehr als nur ihren Arbeitsalltag.
Schon augenscheinlich können die Protagonistinnen nicht unterschiedlicher sein. Dieser erste Eindruck findet sich anhand der geführten Interviews, der aufgezeigten Lebensläufe und Lebensentwürfe bestätigt. Trotz der offensichtlichen Unterschiede zeigt sich aber auch, daß Delia, Ingeborg und Gisela im Wesentlichen mehr als das Putzen gemeinsam haben. Alle drei möchten sich in ihrem Beruf behaupten und streben nach einer erfüllten Liebe und persönlichem Glück.
D 2001, 84 min
Verleih: Salzgeber
Genre: Dokumentation
Regie: Judith Keil, Antje Kruska
Kinostart: 14.11.02
[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.