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Der große Japaner

Schräge Superhelden-Fake-Doku

Daisato, Superheld in der sechsten Generation, muß mit einem ganz unerträglich gewöhnlichen Alltagsleben fertig werden. Die große Zeit der mutigen Krieger ist verblaßt und er, Erbe übernatürlicher Begabung und Träger des Kampfnamens Dainipponjin, unterliegt dem TV-Quoten-Druck und den Mühen um Sponsorengelder, wird schikaniert und angepöbelt. Seiner Bestimmung, dem Kampf gegen Monster, ergibt er sich willig - geradezu stoisch tritt er gegen die gigantischen Gegner an. Doch Riesenkraken und Zyklopen scheinen auch wirklich sein geringstes Problem.

Hitoshi Matsumoto, einer der Großen unter den japanischen Comedians, irritiert hier nicht nur mit einem Pseudonym, welches nicht wirklich eines ist. Die Änderung seines Namens in Hitosi Matumoto gibt sich keine spürbare Mühe, den eigentlichen Urheber des Filmes zu verheimlichen. Und dieser ganze schräge DAINIPPONJIN ist zuvorderst vor allem eines, ein Fake, ein Mockumentary, das vorgibt, den Alltag des Protagonisten dokumentarisch zu begleiten und dabei das ganze Superhelden-Genre gehörig auf die Schippe nimmt. Aber man muß schon Fan des japanischen Trash-Humors sein, um 113 Minuten mit einem lethargischen Helden auszuhalten und mit dem beachtlichen Aberwitz, den Matumoto hier auffährt. Daisato, in der Rolle der debütierende Regisseur höchstselbst, erweist sich nämlich bald als ausgebrannter, vom ständigen Bereitschaftsdienst erschlaffter Monster-Jäger, der in die Kamera zunehmend von häuslichen Problemen palavert, so vom Ärger mit seiner Frau und der Sorge um den senilen Großvater.

So manches Interview und auch die Beobachtungen des Heldenalltags ermüden hier auch den Zuschauer - und dies schon bevor sie zuweilen von selbst versanden. Von der Phantasie und Kreativität Matumotos können freilich auch nicht Eingeweihte in Betrachtung der gigantischen Untiere ahnen. In ihren Fähigkeiten und in ihrer Ausführung augenfällig beschränkt, erinnern diese nicht von ungefähr an die Godzilla-Ästhetik. Und für das Unbeholfene, das Grobe der digital animierten Szenen möchte man Matumoto in jedem Fall Dank sagen. Hier versteckt sich auch ein bissiger Seitenhieb auf die zunehmende Perfektion des Bildes.

Originaltitel: DAI-NIPPONJIN

J 2007, 113 min
FSK 12
Verleih: Rapid Eye Movies

Genre: Schräg, Klamotte

Darsteller: Hitosi Matumoto, Riki Takeuchi, Tomoji Hasegawa

Regie: Hitosi Matumoto

Kinostart: 14.08.08

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.