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Der Hund begraben

So geht Schwarz aus Deutschland

Als Hans an diesem Tag nach Hause kommt, hat Gattin Yvonne einfach den Tisch umgestellt – besseres Feng Shui. Aber was soll’s, Hans ist sowieso eher Gast im eigenen Heim, wird schon lange nichts mehr gefragt. Die Tochter ignoriert jetzt, mit erstem Freund, den Papa vollumfänglich, zwischen den Eheleuten findet ebenfalls kaum Kommunikation statt, weswegen Hans nicht mal die Nachricht von seiner Kündigung übermitteln kann.

Da ist’s viel spannender, daß plötzlich ein Hund vor der Tür sitzt und – natürlich – süß guckt. Liebe auf den ersten traurigen Blick bei Yvonne, die örtliche Tierärztin unterstützt dieses Gefühl, Hans unternimmt Versuche, den „Kurt“ (wie Cobain) getauften Störenfried abzuschieben und scheitert gewohnt kläglich. Quasi zur ausgleichenden Gerechtigkeit investiert der eigentliche Spießer spontan Unmengen Zaster in ein Cabrio – und nietet damit unabsichtlich den armen Kurt um. Gigantisches Problem! Ob ein mysteriöser Fremder, welcher sich vom Universum eine Frau wünscht, Hilfe bietet?

Bislang haben wir es da statt der angekündigten schwarzen Komödie eher mit einem hellgrau schimmernden Drama zu tun, das recht gelungen, aber gleichermaßen schwerfällig einer ausgewachsenen Midlife-Crisis folgt. Schön trist die Hans allgegenwärtig umgebenden Farben, passend auch die Manieriertheit im Dialog, wobei sich aus der Erfahrung heraus die Frage stellt, wo wohl das gewollt Steife endet und simples drehbuchschreiberisches Unvermögen anfängt. Voller Inbrunst rauskrakeelte Sätze à la „Wenn man Dich mal braucht! Hach!“ untermauern doch eher Verdacht 2 und geben den Darstellern außerdem einige unfreiwillige Komik an die Hand.

Leider wird’s zunehmend bloß wenig besser, deswegen: Ob nun die sympathische Lauflänge (unter anderthalb Stunden), ziemlich kargen Bilder oder spärlichen und dann arg gewollten Wendungen – alles spricht sich hier für eine Verwertung im Fernsehen aus. Wochenende, ARD, etwas später, gegen 22.00 Uhr vielleicht, vorher verschreckt man ja das noch risikolosere Eigenproduktionen präferierende Stammpublikum.

Statt raffinierter Schwärze soll’s am Ende gar billiger Zynismus sein, irgendwie von Plutos Rache angestoßen und durch eine Versöhnungsorgie abgerundet, deren Aufgabe darin besteht, ganz final eine böse gedachte, real indes nur zum müden Moralkeulenschwung taugende Pointe vorzubereiten. Typisch deutsch halt.

D 2016, 86 min
FSK 12
Verleih: Movienet

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Justus von Dohnányi, Juliane Köhler, Georg Friedrich

Stab:
Regie: Sebastian Stern
Drehbuch: Sebastian Stern

Kinostart: 23.03.17

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...