Sicherlich, es gibt wahrhaft schönere Kinomomente, als nach einer Minute schon dem Antlitz von George W. Bush wiederzubegegnen. Läßt sich aber nicht ändern. Auch in Till Schauders Dok-Film DER IRAN JOB muß sich der Zuschauer seinen Obama erst erkämpfen.
Der Filmtitel suggeriert Uran-Iran als rein politisches Epizentrum, doch es geht zunächst um Sport. 2008 kommt der farbige US-Hüne Kevin Sheppard ins fremde Land, um im Team von A.S. Shiraz zum gefeierten Matchwinner zu werden. Zwei Ausländer pro Mannschaft sind in der iranischen Basketball-Liga erlaubt. Es ist ein beliebter Sport dort, wenngleich die Qualität kaum Weltniveau besitzt. Kein Problem für Kevin, der sich als „Journey Man“ begreift, als Reisender in Sachen Basketball. Statt Mitläufer in der NBA zu sein, hat sich der charismatische und sendungsbewußte Sheppard für den Legionärsdienst entschieden, spielte schon in China, Israel und Brasilien.
Nun hockt, rennt, springt er im Südwest-Iran. Eine bescheidene Bude teilt er mit dem Serben Zoran, hat anfangs 600 Fernsehkanäle, aber kein Internet, um mit der daheimgebliebenen Frau zu skypen. Die meisten um ihn herum sprechen Farsi, es gibt kein „richtiges“ Bier, bei den Spielen sitzen die verschleierten Frauen auf den Traversen getrennt von den Männern, im Swimming Pool sind gar keine Frauen. Du bist im Iran, Mann, möchte man dem arg an der Naivitätstheorie leidenden Kevin zurufen. Dachte er wirklich, er könne hier nur Körbe werfen, wo „Down With USA“ an Ziegelmauern steht, sich die Stimmung vor den Wahlen – in beiden Staaten – immer weiter aufheizt?
Der deutsch-amerikanische Regisseur Till Schauder ist mit einer Iranerin verheiratet, was ihn nicht nur motiviert, sondern wohl auch für entscheidende Blickwinkel auf ein komplexes Bild gesorgt hat. Als eingereister Tourist gelangen ihm über einen längeren Zeitraum dichte Blenden auf iranische Wirklichkeiten. Flotter Schnitt und geschickte, treibende Montage machen DER IRAN JOB zudem spannend und unterhaltsam. Den charmanten Selbstdarsteller Kevin Sheppard hielt Schauder im Zaum und erzählt über ein Land, das man allein aus dem Fernsehen und den Filmen von Abbas Kiarostami oder Jafar Panahi zu erahnen glaubt.
Der beste Spruch stammt übrigens von einem iranischen Arzt. Nach dem Wahlsieg Obamas sagt er: „Ein schwarzer Präsident braucht jetzt eigentlich ein Schwarzes Haus.“
Originaltitel: THE IRAN JOB
USA/Iran 2012, 91 min
FSK 12
Verleih: Real Fiction
Genre: Dokumentation, Sport
Regie: Till Schauder
Kinostart: 21.03.13
[ Andreas Körner ]