Originaltitel: THE YOUNG MESSIAH
USA 2016, 111 min
FSK 12
Verleih: Concorde
Genre: Drama, Historie
Darsteller: Adam Greaves-Neal, Sean Bean, Vincent Walsh, Sara Lazzaro
Regie: Cyrus Nowrasteh
Kinostart: 12.05.16
Es gibt Momente, da ahnen vielleicht sogar nüchternste Atheisten, daß ein Bilderverbot bezüglich Darstellung bestimmter religiöser Aspekte seinen Sinn hat. Daß das mosaische „Du sollst Dir kein Bild machen!“, also kein Bild von Gott oder den Erscheinungsformen des Göttlichen, eine absolut vernünftige Angelegenheit ist. Weil der menschliche Verstand eh zu beschränkt ist, derlei Dimensionen zu fassen und somit jedes Gott-Bild einer Trivialisierung, wenn nicht heidnischen Vergötzung gleichkommt.
Nun ja, das Christentum wußte es mal wieder besser. Seit dem Byzantinischen Bilderstreit samt Konzil von Nicäa darf man Gottvater samt Sohn und allem Pipapo frohgemut abbilden. Was in der Folge einiges an fraglos großer Kunst hervorbrachte, aber zugleich einen weit größeren Haufen Schund. Gilt auch fürs Kino.
Um bei DER JUNGE MESSIAS zu sein. Einem Film, der sich, der Titel läßt es ahnen, dem Sohn Gottes und dessen Leben in jenen Jahren zuwendet, in denen der Messias noch nicht so recht wußte, daß er der Messias ist. Was nichts daran ändert, daß er hin und wieder in aller Unschuld Wunder vollbringt, und ihn generell die Aura des Besonderen umhüllt. Das nun sorgt im ägyptischen Exil, in das Maria und Josef mit Klein-Jesu flohen, ebenso für ungewollte Aufmerksamkeit wie in der Heimat Galiläa, in die die Familie nach dem Tod des Herodes zurückkehrt. Wo natürlich bald neue Gefahren und Herausforderungen lauern.
Das Coming Of Age des Jesus von Nazareth – darüber nachzudenken, ob diese in der Bibel ja nur arg lückenhaft abgerissene Lebensphase ein interessanter Stoff für eine Geschichte wäre, ist ja nun erst einmal gar nicht so abwegig. Im konkreten Fall aber müßig. Lieferte doch just Anne Rice die literarische Vorlage zu diesem Film. Also jene fleißig daherschriftstellernde Dame, die sich außer dem adoleszenten Heiland auch schon einer „Dornröschen“-Trilogie, „Mayfair-Hexen“ und „Vampir-Chroniken“ erfolgreich zugewandt hat. Womit der Kreis zur Trivialität geschlossen wäre.
Ein Kreis, in dem leider auch diese Verfilmung rotiert. Als Bibelschinken-Update reinen Sentiments. Allerdings keinem, das aus seliger Herzenseinfalt rührt, sondern in dem alle Spiritualität, alles Wundern und Staunen missionarischen Klebrigkeiten entspringt. Ein kaffeetantenhaftes Evangelium in Kitsch. Wer sich ein Bild machen will, der gehe hin und sehe selbst.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.