Originaltitel: THE MERCHANT OF VENICE

USA 2004, 131 min
Verleih: Sony

Genre: Drama, Literaturverfilmung

Darsteller: Al Pacino, Jeremy Irons, Joseph Fiennes, Lynn Collins, Kris Marshall

Regie: Michael Radford

Kinostart: 21.04.05

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Der Kaufmann von Venedig

Al Pacino brilliert als rachsüchtiger Ehrgeizling

Zahlreiche Werke Shakespeares haben in den letzten Jahrzehnten das Licht der Leinwand erblickt, teilweise gar in mehrfacher interpretatorischer Ausführung. An den "Kaufmann von Venedig" hat sich bislang aber noch kein US-Studio gewagt. Das mag zum einen an der schauspielerischen Herausforderung liegen, zum anderen sicherlich an den unverblümten antisemitischen Untertönen der Vorlage.

Der indisch-stämmige Regisseur Michael Radford (DER POSTMANN) wagte sich jetzt an die schwierige Thematik und inszenierte eine stilvolle und äußerst werkgetreue Adaption des Stücks. Verlassen kann er sich dabei auch auf eine exzellente Schauspielerriege. So spielt beispielsweise Jeremy Irons den aufopferungsvollen Geldgeber Antonio, der seinem Freund Bassanio Geld leiht, damit dieser um die Gunst der wohlhabenden Portia werben kann. Da Antonio seine Mittel allerdings in seine Hochseeflotte investiert hat, nimmt er die Dienste des jüdischen Kreditgebers Shylock in Anspruch. Dieser schließt einen Pakt mit Antonio: sollte der nicht im Stande sein, die Summe rechtzeitig zurück zu zahlen, verlangt Shylock von ihm ein Pfund seines Fleisches. Schon bald ist dem Juden, der von Antonio und dessen Gesellschaft in der Vergangenheit mehrfach gedemütigt wurde, die persönliche Vergeltung wichtiger, als das Geld.

Al Pacino legt in den ehrgeizigen Alten, der aus reiner Rachsucht alles verliert, seine gesamte Schauspielkunst. Alleine er macht die sehr klassisch und bisweilen mit recht gemäßigtem Tempo inszenierte Adaption sehenswert. Aber auch die prunkvolle Ausstattung, die in den düsteren Bildern (leider zu selten) zur Geltung kommt, und die geschickte Einbettung des Antisemitismus in den historischen Kontext machen DER KAUFMANN VON VENEDIG zu einer gelungenen Shakespeare-Adaption.

Wenn sich am Ende das eigene Volk von Shylock abwendet, steht die eigentliche Moral weit über seiner Herkunft.

[ Lars Tunçay ]