Originaltitel: AUGUST RUSH
USA 2007, 100 min
Verleih: Tobis
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Freddie Highmore, Keri Russell, Jonathan Rhys Meyers, Robin Williams
Regie: Kirsten Sheridan
Kinostart: 13.12.07
Die schöne Lyla spielt toll Cello, Louis ist ein zart besaiteter Rocker, und beide treffen sich in einer New Yorker Nacht, der Zufall will es so, unterm prächtigen Vollmond. Selbstredend funkt es augenblicklich, die Nacht aber ist kürzer, als den beiden lieb, und schon werden sie - grausam das Schicksal - wieder voneinander getrennt. Lylas Vater pocht auf Töchterchens Karriere, die irischstämmige Band muß weiter, doch die kurze Begegnung hat nicht nur Sehnsucht zur Folge. Mit den Monaten setzt Lyla merklich zu. Die anderen Umstände erzürnen den Großvater in spe, und auf einen häßlichen Streit sowie einen sehr bösen Unfall folgt ein unschönes Erwachen für die werdende Mutter É
Für den Zuschauer freilich ist alles weniger tragisch, verrät Regisseurin Kirsten Sheridan (fairerweise muß hinzugefügt werden, daß das Drehbuch von zwei Verfassern stammt) doch schon zu Beginn, daß die Frucht der wunderbaren Liebe lebt. Im Jungenheim aufgewachsen, setzt der kleine Evan ein paar Jahre später alles daran, nicht adoptiert zu werden. Von anderen Kindern deswegen beschimpft und drangsaliert, besteht er hartnäckig darauf, seine Eltern würden ihn suchen und eines Tages auch finden. Die Gewißheit entnimmt er Tönen, die nur er - ein musikalisches Wunderkind - hören kann und die sich in seinem Kopf zu symphonischen Werken fügen. Eines Tages endlich geht er stiften und macht sich selbst auf die Suche.
Was hier über den Teich geschickt wird, ein Massenpublikum zu verzaubern, kann - Weihnachtszeit hin oder her - nur dem bekommen, der zuvor ordentlich dem Glühwein zuspricht und dann das Bedürfnis verspürt, sich hirnentleert auszuheulen. Diesem Film ist allein eine Konsequenz zu attestieren: Hemmungslosigkeit! Wenngleich die Grundregeln standardisierter Handwerkerkunst made in Tinseltown Hollywood über weite Strecken eingehalten werden, umgeht hier der ungezügelte Wille zum Festtagskitsch gelegentlich die Gesetze der Logik.
Unfaßbar auch, daß es Schauspieler gibt, die das durchhalten. Keri Russell und Jonathan Rhys Meyers als Traumpaar auf Umwegen legen sich allerdings ins Zeug, als würden sie nicht nur an ihr Honorar, sondern auch an die Story glauben. Der gefeierte Nachwuchsstar Freddie Highmore als Evan indes, muß eigentlich bloß niedlich sein. Alles in allem ist das wirklich zum Heulen!
[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.