Originaltitel: THE LAST EXORCISM
USA 2010, 87 min
FSK 16
Verleih: Kinowelt
Genre: Horror, Drama, Mockumentary
Darsteller: Patrick Fabian, Ashley Bell, Caleb Jones
Regie: Daniel Stamm
Kinostart: 30.09.10
Cotton Marcus (schöner Name übrigens) verdient seit längerem seine Brötchen damit, Teufelsaustreibungen zu inszenieren und den Gläubigen durch allerlei Taschenspielertricks ihr sauer erbetetes Geld aus der Tasche zu ziehen. Doch nun regt sich Cottons Gewissen, weswegen er einen letzten Exorzismus vornehmen und das Ganze als Budenzauber entlarven will. Hilfreich zur Seite steht ein filmendes Kamerateam.
Wie gut, daß sich sogleich ein verirrtes Schäfchen findet: Auf einer Farm irgendwo im tiefsten (sprich: abergläubischsten) Süden der USA muß etwas Böses in Nell – eine herbe Schönheit, geplagt vom Tod ihrer Mutter – gefahren sein, auf jeden Fall metzelt jemand nächtens das Vieh, und daß Nell stets blutverschmiert erwacht, beengt den Verdächtigenkreis entscheidend. Cotton rückt an, führt inklusive MP3-Player & Co. den Exorzismus durch, was wohl sarkastisch gemeint sein soll, aber nicht ist, und temporär herrscht wieder Ruhe. Jetzt wäre die Zeit der Enthüllung, doch leider scheint Nells Besessenheit tatsächlich dämonische Ursachen zu haben.
Was nun folgt, hat man hundertfach gesehen, obgleich der Regisseur Wert auf die Improvisationskünste seiner Darsteller legt: Das Mädchen rumpelt wahlweise im Bett herum oder quer durchs Zimmer, verbiegt die Wirbelsäule entgegen jeder orthopädischen Wahrscheinlichkeit und hat sich unvermittelt eine schaurige Finsterstimme zugelegt. Damit es ganz realistisch wirkt, klebt die Handkamera oft wüst wackelnd an Gesichtern, entpuppt sich aber spätestens in einer Nachtsequenz als peinlich überflüssig: Nell wird mal wieder von einem Anfall geplagt, was der Zuschauer ja sehen soll, aber das dokumentierende Team schläft. Wie das Problem lösen? Geistesblitz! Nell schnappt sich das Equipment und zeichnet ihre Untaten einfach selbst auf. Sogar für Logikverweigerer tendiert der Plot jetzt Richtung Lächerlichkeit, was selbst ein ordentliches Ende kaum aufzuwiegen vermag, weil der in Metaebene implementierte Real-Horror wenig tragfähig bleibt.
Letztlich kann man mit einer simplen, wenn auch pauschalen Frage recht gut abschätzen, ob sich dieser Film ungeachtet seiner Schwächen trotzdem lohnt: Schießen Sie bei Pseudo-Doku-Wackel-Grusel à la BLAIR WITCH PROJECT voller Angst senkrecht durch die Kinodecke? Falls ja, könnten Sie zur Zielgruppe zählen. Alle anderen sollten sich nach Alternativen umsehen.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...