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Der letzte schöne Herbsttag

Kurzweiliger Einblick in die Mühen der Beziehungsebene

Ralf Westhoff ist erwachsen geworden und mit ihm das Personal seiner Filme. Im Vorgängerfilm, der Speed-Dating-Komödie SHOPPEN, hatte Westhoff zwar auch schon mit pointierten Dialogen, aber leider auch mit einer gehörigen Anzahl platter Jokes auf sich aufmerksam gemacht. Letztere scheint er nun hinter sich gelassen zu haben. Mit der DER LETZTE SCHÖNE HERBSTTAG beweist sich Westhoff als gereifter Erzähler, der immer noch in der Lage ist, rasant und realistisch darüber zu erzählen, wie schwer sich die Generation 30plus mit der Liebe tut.

Das Setting ist klar: Claire und Leo sind seit zwei Jahren ein Paar und glücklich – meistens jedenfalls. Dieser Film beginnt da, wo aus dem „meistens“ ein „manchmal“ zu werden droht – also genau da, wo die meisten romantischen Filme aufhören. Bei Claire und Leo ist das erste Verliebtsein vorbei, und sie bekommen die Mühen der Ebene zu spüren. Westhoff macht kurzerhand die Kamera zum Paartherapeuten, und so werden wir zu Zuschauern in einem Tanz um die Liebe, der manchmal mehr einem Ringen als einem leichtfüßigen Gleiten gleicht. Wenn zwei erwachsene Menschen sich aufeinander einlassen sollen, dann wird die Liebe ganz schnell zu einem Projekt. Ein Projekt, das manchmal viel Arbeit macht …

In paßgenauen und sehr komischen Parallelmontagen sprechen Claire und Leo über den jeweils anderen, sich selbst und auch über die Tatsache, daß sie eigentlich gar nicht zueinander passen. Immerhin darin sind sie sich eigentümlicherweise einig. Ralf Westhoff gelingt der delikate Balanceakt zwischen Authentizität und Spannungsbogen, nicht zuletzt aufgrund der wunderbaren Hauptdarsteller Julia Koschitz und Felix Hellmann. Ihre spritzigen Dialoge wirken wie ein elektronisch-humoristisch verstärktes Echo all der Gespräche, die man selbst schon geführt hat, oder die man am Nebentisch in der Kneipe heimlich mitverfolgt hat.

Und das Schönste ist: Anders als im echten Leben erlöst einen hier immer genau in dem Moment, wenn man die Stille gar nicht mehr aushalten kann, ein glucksendes Lachen, das den Kloß im Hals wieder zur Seite schiebt.

D 2010, 89 min
FSK 0
Verleih: X Verleih

Genre: Tragikomödie, Liebe

Darsteller: Julia Koschitz, Felix Hellmann, Maik Solbach, Katharina Marie Schubert

Regie: Ralf Westhoff

Kinostart: 11.11.10

[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.