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Der letzte Trapper

Monolog des freien Mannes

Hoch oben im kanadischen Norden, wo Fuchs und Schneehase sich gute Nacht sagen, lebt der Trapper Norman Winther, einer der letzten seiner Art, im Einklang mit der Natur. Doch sein Revier wird durch die vorrückende Holzindustrie bedroht. Nicolas Vanier, selbst Abenteurer, begleitet ihn durch die Jahreszeiten, insbesondere den harten Winter. Ohne Zweifel sind ihm und seinem Filmteam dabei Aufnahmen von ergreifender Schönheit gelungen, die beim Betrachter verborgene Sehnsüchte wecken. Die Stimmung über den herbstlichen Rocky Mountains, die Weite der Schneelandschaften sind brillant eingefangen; sie müssen allerdings auch den kompletten Film tragen. Denn Vanier vertraut auf die Romantik, eine Tendenz, die sich nicht nur in der gnadenlosen musikalischen Verkitschung fortsetzt, sondern auch in der Story.

Die besteht aus Abenteuergeschichten aus dem Alltag des Trappers, der sich selbst spielt, und seiner Lebensgefährtin May Loo. Im Kanu schießt er über Stromschnellen dahin, erkundet auf dem Pferderücken sein Revier oder ist auf dem Hundeschlitten mit seinen Pelzen unterwegs in die weit entfernte Stadt. Die Natur bleibt Protagonist. Gerne würde man Details aus dem harten Leben des Mannes erfahren, doch stattdessen wird man mit Abenteuer-Klischees und Belanglosigkeiten abgespeist: "Bist du so nett und paßt auf Rose auf?" "Na schön, dann seh ich mal nach den Fallen."

Als roter Faden wird die Geschichte eines Mannes und seines Hundes über dem filmischen Lagerfeuer aufgebrüht, eine Art Lassie für Große. Liebhaber von Schlittenhunden scheinen sowieso die Hauptzielgruppe zu sein. Dazu gibt der Trapper in einem moralischen Monolog Auskunft über seine fraglos vorbildliche Lebenseinstellung: "Wir müssen dafür sorgen, daß das Ökosystem intakt bleibt", erklärt er ohne Umschweife einem staunenden Publikum. Der Ton schwankt zwischen Fernsehreportage und Wildlife-Rekrutierungsfilm, erst recht, wenn kurz vor dem Abspann eine Stimme für den WWF wirbt. Alles ehrenwert und schön. Aber ein handfester Dokumentarfilm über Norman Winther wäre spannender gewesen.

Originaltitel: LE DERNIER TRAPPEUR

F/Kanada/D/I 2005, 94 min
Verleih: 3L

Genre: Dokumentation, Abenteuer, Natur

Darsteller: Norman Winther, May Loo, Alex von Bibber

Regie: Nicolas Vanier

Kinostart: 05.01.06

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...