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Der Mandant

Duell der Aalglatten

Der Titel allein klingt schon so furchtbar nach Grisham. Also nach Langeweile. Und dann spielt auch noch Matthew McConaughey mit. Das ist der Typ mit dem Gesichtsausdruck einer Swimming-Pool-Kachel, der zudem hartnäckig behauptet, Schauspieler zu sein. Eine Kombination, mit der man in Hollywood Erfolg haben kann. Etwa mit Grisham-Verfilmungen wie DIE JURY, mit der dann auch McConaughey seinen Durchbruch hatte.

Aber um gerecht zu sein – es gibt drei Filme, in denen die Poolkachel mal etwas mehr bietet als glatte Oberfläche mit ebenmäßigen Zähnen. Jeweils als Nebenrolle: im famosen Neowestern LONE STAR nämlich und im ebenfalls famosen Horror DÄMONISCH. Und jetzt tatsächlich und auch noch in einer Hauptrolle: in DER MANDANT. Nein, keine Grisham-Verfilmung. Und gut möglich ist, daß McConaughey hier so gut funktioniert, weil die Rolle, die er in diesem Film gibt, irgendwie maßgeschneidert ist für ihn.

Anwalt Haller ist ein aalglatter Hund. Einer, der sich in einer Luxuskarosse durch L.A. chauffieren läßt, der alle Schliche und Pfade im Paragraphendschungel und vor allem alle Lücken im Rechtssystem kennt. Die Cops und Staatsanwälte mögen den Kerl nicht, der noch ziemlich jeden seiner meist schuldigen Klienten raushaut oder zumindest gute Deals für diese aushandelt. Doch im Falle von Louis Roulet kommt Haller plötzlich ins Schlingern. Roulet, der Millionärssohn, ist der Vergewaltigung und des versuchten Mordes an einer Prostituierten angeklagt. Und beteuert seine Unschuld so glaubhaft, daß selbst Zyniker Haller ihm Glauben schenkt. Doch natürlich spielt Roulet ein falsches Spiel. Welcher Art das indes ist, und was es in Folge lostritt, ist dann selbst für Haller eine Überraschung.

Und darf hier natürlich nicht verraten werden. Denn DER MANDANT mausert sich sehr schnell zum doch recht spannenden Noir-Thriller unter Kaliforniens gleißender Sonne. Und der Kick dabei sind eben diese zwei selbstverliebten Typen – Anwalt und Mandant – die sich ein perfides Duell liefern. Daß Haller dabei, ganz den Hollywood-Konventionen folgend, nach und nach zum Sympathieträger wird, ist bedauerlich inkonsequent, kann man aber mal absegnen. Womit hier, weil dieser Thriller ja auch ein Gerichtsthriller ist, vermerkt sei, daß bezüglich der Kachel obiges Negativurteil erst mal auf Bewährung ausgesetzt ist.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.