D 2013, 155 min
FSK 12
Verleih: Universal
Genre: Literaturverfilmung, Drama, Abenteuer
Darsteller: Tom Payne, Emma Rigby, Stellan Skarsgård, Ben Kingsley, Elyas M'Barek
Regie: Philipp Stölzl
Kinostart: 26.12.13
Man muß es vorab sagen: Anhänger möglichst vorlagengetreuer Adaptionen verlassen den Kinosaal wahrscheinlich Zeter und Mordio schreiend weit vor dem Abspann, weil Noah Gordons Über-800-Seiten-Klopper nicht allein – im Sinne einer verträglichen Laufzeit – recht radikal eingedampft, sondern teilweise auch abgeändert wurde. Das ist per se kein Beinbruch, ein sklavischer Übertrag hat noch selten was gebracht. Aber es bleibt die Frage, wie der Film isoliert betrachtet funktioniert.
Und da hat die Geschichte des Rob Cole, welcher im London des 11. Jahrhunderts aufwächst, durch Berührung den nahen Tod anderer Menschen spürt, daraus den Wunsch ableitet, zum besten Arzt der Welt zu werden, und seine Bestimmung schließlich nach entbehrungsreicher Odyssee in Persien findet, so ihre Schwierigkeiten. Ganz simpel zusammengefaßt entstehen jene daraus, daß sich „Spannung“ eben anders buchstabiert. Trotz Pest, Sandsturm, allerlei Intrigen, Fanatismus und weiterer potentiell dramatischer Zutaten bleibt die Inszenierung schlicht immer eine Spur bis deutlich zu gediegen. Sicher, das Zeit- und Sittenbild funktioniert, manche wenig zimperliche Szene pflügt gar den Magentrakt, etwa Beobachtungen von Amputationen ohne Narkose. Solche Aufrüttler bleiben indes optischer Natur, die wichtige Figurenzeichnung geschieht mit eher nachlässig geführtem Stift. Folglich mag das vor der Kamera versammelte Ensemble internationaler Art nur eingeschränkt prägnante Akzente zu setzen. Tom „Rob Cole“ Payne schaut hauptsächlich mit seinen blauen Augen staunend umher, Jungschauspielerin Emma Rigby sieht gewiß schnuckelig aus, Stellan Skarsgårds Auftritt als knurriger Bader gerät leider arg kurz, und Elyas M'Barek löst sich erneut kaum von seinen üblichen Proll-Auftritten, wohingegen Ben Kingsley endlich mal wieder mimt und keine Fleppe zieht. Na ja, zumindest bloß hier und dort.
Warum der Kinoeinsatz dennoch ohne Frage gerechtfertigt scheint? Nun, die sorgfältig dargebotenen audiovisuellen Werte sind definitiv über jeden Zweifel erhaben, obwohl der Schnitt manchmal eher Rasenmäherqualitäten zeigt, und der Erzählfluß folglich hoppelt. Alles verbunden steht im Fazit Kino für die Sinne, auf der großen Leinwand unbedingt gut aufgehoben – wenn man Mittelfeld-Erzählkunst verkraftet und akzeptiert, daß die eigene Phantasie nie zu 100 Prozent passend bebildert werden kann.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...