Da sitzt er im All, der Mondmann, und fühlt sich einsam. Dabei ist der Bursche neugierig und kontaktfreudig! Ein vorbeizischender Komet macht’s endlich möglich – der Mondmann landet auf Mutter Erde. Hier gibt’s viel zu entdecken, aber ebenso Gefahren, konkret einen fiesen Politiker. Der hat bereits die ganze Welt erobert, langweilt sich und bläst deshalb zur Jagd auf den Neuankömmling. Ob ihm ein kleines Mädchen und der Erfinder Bunsen helfen können? Und dessen nicht genug, vermissen die irdischen Kinder den vertrauten Mondfreund.
Man sollte ihnen Gelegenheit zur Entdeckung im örtlichen Kino schenken, es lohnt garantiert. Weil zunächst die Animation verspielten Pendants aus einer gewissen Mäusefabrik klares Kontra zeigt, klarer und einfacher strukturiert wirkt, ohne dabei auf Farbenfreude oder phantasievolle Einzelheiten zu verzichten. Viel wichtiger indes die fordernde Geschichte: Wie der Mondmann langsam sprechen lernt, Zuneigung erfährt, einen individuellen Platz findet, gibt den Kleinen wunderbar poetische, nie kitschige Botschaften auf den Gedankenweg.
Selbst größere Zuschauer respektive Eltern werden da berührt und gleichzeitig audiovisuell völlig vereinnahmt. Es kann namentlich passieren, daß sich gleich mehrere Zeichenstile in derselben Szene vereinen, manchmal bis an die Grenzen des Abstrakten gehend. Untermalung erfährt die brillante Bildsprache durch einen fast mutig zu nennenden Soundtrack-Mix verschiedener Musikrichtungen. Anfangs möglicherweise irritierend, geht das Potpourri schnell ins Ohr, läßt irgendwann automatisch die Emotionen fließen. Regelrecht spürbar also, wie hier in jeder Hinsicht motivierte Köpfe – angefangen beim Regisseur und endend mit herzblutig agierenden Synchronsprechern – ihre Talente bündelten, um gemeinschaftlich eine runde Sache zu schaffen. Deutliche, den Eindruck untermauernde Worte liefert außerdem der Abspann, denn dort heißt es nachdrücklich: „Ein Film von allen Mitwirkenden.“
Vielleicht ist gerade dieser Teamgedanke ein Hauptgrund, weshalb DER MONDMANN so zum Besten geriet, was dem Genre passieren konnte: ein (nominelles) Kinderabenteuer, welches nicht zur Befriedigung sämtlicher Bedürfnisse Gags für die Kleinen neben erwachsene Spitzen stellt, sondern seine organische Geschichte webt, in der jede Altersgruppe Ansprechendes zu finden vermag. Wer hätte das noch je gehofft?
D/F/Irland 2012, 95 min
FSK 0
Verleih: Neue Visionen
Genre: Zeichentrick, Literaturverfilmung, Kinderfilm
Stab:
Regie: Stephan Schesch
Stimmen: Katharina Thalbach, Ulrich Tukur, Corinna Harfouch
Kinostart: 14.03.13
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...