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Der perfekte Ex

... oder: Die etwas andere Frauenquote

Warum hat man bei fast jedem deutschen Titel einer Romantic Comedy das Gefühl, diesen mindestens schon ein Dutzend Mal serviert bekommen zu haben – wenn nicht im Kino, dann als TV-Schmonzette? Bei oben angeführten drei Worten kommt einem als Kenner amerikanischer Liebeskomödien jedenfalls erst einmal das Gähnen. Da macht der Originaltitel schon etwas mehr her: WHAT’S YOUR NUMBER? lautet dieser und birgt über die Standardfrage beim Anquatschen hinaus einen Verweis auf die gute Prämisse dieser sehr unterhaltsamen, wenn auch sehr vorhersehbaren romantischen Komödie.

Ally ist eine jener gesellschaftlich als „bedauernswert“ gebrandmarkten Damen über 30, die Mr. Right noch nicht gefunden haben. Und obwohl sie von der anstehenden Hochzeit ihrer kleinen Schwester und einer nervigen Mutter bedrängt wird, kommt sie eigentlich gut klar mit ihrem Lotterleben. Bis sie in einer Frauenzeitschrift liest, daß für Frauen, die mit mehr als 20 Männern geschlafen haben, statistisch die Chancen aufs Eheglück dahin sind. Blöderweise ist Ally bereits bei der unheilvollen 20 angelangt. Um die kritische Grenze nicht zu überschreiten, grast sie nun die Liste ihre Ex-Freunde ab, um sicherzugehen, ob nicht doch der Richtige bereits dabei war. Unterstützung bei der Suche nach ihren Verflossenen bekommt sie dabei von ihrem Nachbarn, einem scheinbar bindungsunfähigen Adonis, dem sie als Gegenleistung Eintritt in ihr Apartment zur morgendlichen Flucht vor seinen One-Night-Stands gewährt.

Natürlich riecht man den Braten hier meilenweit vorm Happy End, dennoch bietet DER PERFEKTE EX auf der Strecke dahin einige richtig gute Lacher. Grundlage für die respektable Gagdichte ist das komödiantische Talent von Anna Farris, deren Glanzform hier hoffentlich in der deutschen Synchro nicht zu sehr Schaden nimmt. Auch wenn es am Ende ganz genretypisch Allys Mr. Right geben muß, hat diese weibliche Hauptfigur viel mehr zu bieten als so mancher Katherine-Heigl-Charakter aus selber Sparte. Wie schon in BRAUTALARM darf Frau hier ein Obszönitäten-Feuerwerk zünden und ihre männlichen Counterparts einen nach dem anderen an die Wand scherzen.

Auch wenn das Korsett der Genre-Vorgaben ihr hin und wieder die Puste abdrückt, macht diese weibliche Hauptfigur einfach Spaß und sorgt dafür, daß man sich angesichts des Titels eingestehen muß: zu früh gegähnt.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...