Originaltitel: LA PANTHÈRE DES NEIGES
F 2021, 92 min
FSK 0
Verleih: MFA
Genre: Dokumentation, Natur
Regie: Marie Amiguet
Kinostart: 10.03.22
Ich bekenne: Ich bin ein großer Anhänger von Tierfilmen, ebenso von Tierfotografie und -beobachtung. So, jetzt ist es raus! Und diese kauzige Zuneigung wird auch nach DER SCHNEELEOPARD bleiben, besser, trotz des Films, der ein einziges Mißverständnis ist. Und eine Behauptung, wozu die von der Macht der Bilder gehört. Denn dieser Macht wird beim Zusammentreffen von Schriftsteller Sylvain Tesson und Tierfilmer Vincent Munier in den tibetischen Bergen mißtraut, ständig quatscht einer rein, unermüdlich werden Flüstererklärungen des ohnehin zu Sehenden abgeliefert oder zur Scham gereichende Lobeshymnen auf den anderen angestimmt. Der Verleih liefert noch den Todesstoß, indem er sich für Voice Over entschied. Hängt man grad noch dem Französischen so ein wenig nach, quasselt auch schon der deutsche Märchenonkel rein.
Und Tesson, der aus dieser Begegnung ein Buch machen wird, gibt den Rimbaud für Arme, indem er mit pathetischem Gedöns die unterschiedliche Wirkweise der Natur auf die beiden Männer zukleistert: „Für mich ein Traum, für ihn eine Verabredung!“ Puh. Und damit bloß keine Stille aufkommt, die allen gut getan hätte und jedem, der in der Natur unterwegs ist, ohnehin zum Gesetz wird, sabbelt Tesson bestechend Lehrreiches wie: „Die Sonne wärmt.“ Nun, wer hätt's gewußt? Und beim Anblick der Tiere im Schnee auf mehreren Tausend Metern Höhe entfährt es Tesson streberhaft: „Sie sehen aus wie Punkte am Ende eines Satzes.“ Punkt.
Daher schnell zu den Bildern: Das Bergmassiv ist beeindruckend, wie der warme Atem aus den Nüstern der Wildyaks tritt, ebenso, auch die Aufnahmen von Tibetantilopen, Pallaskatzen, Tibetfüchsen sowie Pfeilhasen bestechen, das Prinzip der Gegenlichtfotografie wird zur Kunst vollendet. Doch ausgerechnet der Zweck der Zusammenkunft der beiden Männer, der erfüllt sich nicht: So entdecken sie zwar nach langem, wortreichem Verharren den so begehrten Schneeleoparden, doch die Bilder dazu ... na ja. Die Herren sehen das anders und versichern sich daher schnell wieder gegenseitig, wie heilsam es sei, sich hier draußen von der Hektik seines Lebens reinzuwaschen, einer will sich gar erst gefunden haben!
Und auch wenn oder gerade weil die Naturburschen noch jeder eigenen Empfindung etwas Göttliches attestieren, fehlt ihnen in ihrer belehrenden Verbissenheit jede Demut, sie glauben wirklich, daß der Mensch Teil des Ganzen sei. Nach so viel Weihrauch ist man nur noch erschöpft und sehnt sich mal wieder nach früheren Zeiten: Professor Grzimek, übernehmen!
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.