D 2024, 90 min
Verleih: Constantin
Genre: Komödie
Darsteller: Christoph Maria Herbst, Janina Uhse, Florian David Fritz, Iris Berben, Justus von Dohnányi
Regie: Sönke Wortmann
Kinostart: 19.12.24
Warum nicht? Wenn es doch lief an den Kinokassen. Und die Story (oder besser: die Bagage in ihr) noch gut ist für ein paar gute Gags, selbst wenn die vorrangig ein ziemlicher Aufguß sind. Na und? Tatsächlich soll es ja Leute geben, die zum Beispiel auch Teebeutel dreimal aufgießen. Mindestens. Wenn´s halt schmeckt. Also: warum nicht?
Nach DER VORNAME und DER NACHNAME gibt´s jetzt DER SPITZNAME. Regisseur Sönke Wortmann reaktiviert die altbekannte Mischpoke der Familie(n) Berger-Böttcher und schickt sie dieses Mal in den Schnee, ins Tiroler Luxushotel. Dort wollen Thomas und Anna endlich heiraten, und natürlich soll die Familie dabei sein bei Ja-Wort, schönstem Tag im Leben und Pipapo. Und natürlich ist das wieder so eine Sache bei einer Gruppenkonstellation, die mit einigen durchaus schwierigen Charakteren aufwartet. Etwa dem snobistischen Belehr-Berserker mit akademischen Weihen Stephan und seiner zunehmend von ihm genervten Gattin Elisabeth. Oder der kiffenden Hippie-Mama Dorothea, die mit ihrem einstigen Pflegesohn René verheiratet ist. Oder den Teenagergeschwistern Cajus und Antigone, die ihre bekloppten Namen Papa Stephans nerviger Bildungshuberei verdanken und auch ganz von dieser abgesehen so gar keinen Bock auf Familienspaß mit Hochzeitsglocken und Pulverschnee haben.
„Shakespeare hätte seine Freude an dieser Familie“ ist ein Satz, der irgendwann in DER SPITZNAME fällt – und falscher nicht sein könnte. Ist doch diese Familie wie auch dieser Film ein sehr, sehr deutscher Klischeeklumpen. Ein anderer Satz in DER SPITZNAME trifft besser ins Schwarze: „Das klingt, als hätte es eine KI geschrieben, aber nicht die Bezahlversion.“
Wie wahr! Denn was einem in DER SPITZNAME als Geschichte aufgetischt wird, ist menschenunmöglich klar wiederzugeben. Ein Konstrukt sinnfreier Wirrnis. Was aber insofern wurscht ist, als daß dann diese Szene, in der besagter KI-Satz fällt, eine von denen ist, die exemplarisch zeigen, daß die Bagage trotzallem immer noch gut für ein paar gute Gags ist. Klug nämlich ist es zwar nicht unbedingt, daß Anna just Stephan um eine Meinung zu ihrem selbst fabrizierten Hochzeitsgelübde bittet – lustig aber schon. In jedem Fall für einen dritten Aufguß von noch solider Restwürze.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.