Originaltitel: THE GURU
USA 2002, 90 min
Verleih: UIP
Genre: Komödie
Darsteller: Jimi Mistry, Heather Graham, Marisa Tomei, Christine Baranski, Michael McKean
Regie: Daisy von Scherler Mayer
Kinostart: 10.10.02
Selbst auf die Gefahr hin, daß sich innerhalb kurzer Zeit eine mordlüsterne, mit Fackeln und Heugabeln bewaffnete Meute vor meiner Haustür zusammenrottet: Ich finde Tanzorgien á la DIRTY DANCING furchtbar. Auch Liebeskomödien des Zuschnitts "Mann trifft Frau, Verwirrung, Trallala, Mann hält sülzigen Monolog, Frau fällt ihm schluchzend in die Arme, Happy End", ob mit oder ohne schlüpfrige Witzchen, hängen mir zum Hals raus. Nun ist er da – der Film, welcher diese beiden Schrecknisse in sich vereint! Das blanke Entsetzen? Hübsch langsam.
Ramu ist Inder, verdient seine Brötchen als Tanzlehrer und träumt von einer Karriere am Broadway. So macht er sich auf ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten – fatale Mißverständnisse führen jedoch dazu, daß sich Ramu zunächst als Mitwirkender einer Porno-Produktion wiederfindet. Leider herrscht bei ihm tote Hose. Da kann auch die – nun ja – inspirierende Darstellerin Sharonna nicht für Abhilfe sorgen. Immerhin gibt sie ihm kluge Sätze in Sachen Sex mit auf den Weg, welche das Greenhorn bei einer High Society-Party zum Star machen und die Aufmerksamkeit der unglücklichen Lexi wecken. Mit ihrer Unterstützung nebst weiteren Sharonna-Weisheiten steigt Ramu zum gefeierten Sex-Guru auf. Bis sich leise tiefere Gefühle einschleichen – fragt sich nur, wer wie für wen empfindet.
Neue Ideen sind weiß Gott nicht die Stärke des SUPER-GURU, aber die flotte Variation bekannter Elemente vollbringt Erstaunliches. Schneller als man den Namen der Regisseurin Daisy von Scherler Mayer fehlerfrei ausgesprochen hat, jagt ein guter Gag den nächsten, dazu gibt’s außer schrägen Sprüchen ("Meine Pussy ist die Tür zu meiner Seele") Schauspieler, die sich mit fast kindlicher Begeisterung in den Dienst des Films stellen. Und: Bei den Tanzszenen zuckt der Fuß – aber überraschenderweise nicht in Richtung Notausgang, sind sie doch wunderbar choreographiert und sanft ironisch angehaucht.
Wie es mir jetzt geht? Ich sag’s mal so: Eingangs erwähnte Phobien quälen mich zwar noch immer, wurden durch den SUPER-GURU indes gelindert, denn er ist irgendwie ... schön.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...