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Der Tango der Rashevskis

Eine Familie zwischen den Stühlen

Großonkel Dolfo Rashevski steht in der Wüste Israels. Er bringt seinem Bruder Shmouel, einem Rabbiner, Nachrichten von dessen früherer Frau Rosa aus Europa. Sie würde Shmouel vor dem Tod gern noch einmal sehen. Dieser weist die Einladung ab. Als Dolfo wieder in der Heimat ist, lebt Rosa nicht mehr. Mit Tango hat das nicht viel zu tun. Jonathan ist ernüchtert. Er bangt um den Zusammenhalt der Familie, ertränkt seinen Frust in Alkohol. Seine Schwester Nina will eine jüdische Familie gründen - mit einem "echten Juden". Da paßt der Babysitter Antoine nicht in den Plan, obwohl sich beide am liebsten verschlingen würden. Aber was hat das nun mit Tango zu tun?

Das Pessach-Fest naht. Seit dem Tod von Rosa ringen die Rashevskis darum, eine Einheit zu sein. Doch wie? Wenn sich Ehefrau Isabelle, eine "Goj" - also Nicht-Jüdin - besser mit den Riten auskennt, als alle Männer. Dies wurmt Dolfo wiederum so sehr, daß er einen Streit vom Zaun bricht. Aber nun mal ehrlich, war nicht von Tango die Rede? Des Rätsels Lösung ist einfach. Familienoberhaupt Rosa - die wir übrigens nie kennenlernen - brachte ihren Kindern und Enkeln den Tanz bei.

Wenn sich die Probleme türmen, wenn man bis zum Hals im Wasser steht, dann ist es Zeit für einen Tango. Er bringt die Leichtigkeit, die Leidenschaft, um mit dem Leben weiterzumachen, wenn es am schwersten scheint. Sam Garbarski schafft es tatsächlich, die Grundidee von der Nonchalance in schweren Zeiten auf seine wunderbare Komödie zu übertragen. Dabei läßt er niemals die ernsten Momente außer Acht, schwindelt sich nicht um unlösbare Konflikte der Großfamilie herum. Seine zweite große Leistung ist ohne Zweifel, daß er die durchaus spezifischen Probleme von Menschen, die nach ihrer jüdischen Identität suchen, nachvollziehbar macht. Erstaunlich dabei ist, daß die Älteren weitaus optimistischer an die Dinge herangehen als die Generation der Söhne und Töchter. Es kommt nicht von ungefähr, daß Nina und Ric, die jüngsten Rashevskis, über die große Zweifelei beinahe vergessen, was das Leben für sie bereit hält. Liebe, Freude, Schmerz, all diese unberechenbaren Dinge. Doch sie lernen aus den Fehlern der Generationen vor ihnen. Und wenn alles wieder zuviel wird, erklingen die ersten Takte, der Fuß wippt mit ... Danke Monsieur Garbarski.

Originaltitel: LE TANGO DES RASHEVSKI

F/Belgien/Luxemburg 2003, 100 min
Verleih: Neue Visionen

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Hippolyte Girardot, Ludmila Mikaël, Michel Jonasz

Regie: Sam Garbarski

Kinostart: 20.01.05

[ Roman Klink ]