Ein ausgebrannter Wald und mittendrin ein toter Mann im Taucheranzug. Kommissar Hartwig inspiziert den Tatort und ist einigermaßen ratlos. Auch sein soeben eingetroffener zukünftiger Nachfolger Kutschke kann zunächst nichts zur Aufklärung beitragen. Sein Laptop und ein nervöser Magen, der auf Leichengeruch spontan mit Entleerung reagiert, stoßen bei den behäbig-professionellen Provinzkriminalisten auf beißenden Spott. Da der Zuschauer über die Todesumstände des begeisterten Hobbytauchers recht zügig informiert wird, kann er sich ganz auf das von einer Mutmaßung in die nächste stolpernde Polizistenteam konzentrieren, das wirklich jede Sackgasse mitnimmt. Die brillante Besetzung und interessante visuelle Einfälle machen das ungleiche Ermittlerpärchen zum eigentlichen Star des Films. Bei der Zeichnung der Charaktere kommt Rosenmüller mit wenig aus und bringt sie damit auf den Punkt, verdichtet wie in einem Comic-Strip. Man verläßt sich ganz auf die Präsenz der Darsteller.
Bei der nur wenig später entdeckten zweiten Leiche tappt das Kinopublikum allerdings genauso im Dunkeln. Die zerstückelten Überreste einer jungen Frau, verpackt in einer roten Sporttasche, werden am Ufer des nahegelegenen Sees gefunden. Haben die zwei Todesfälle miteinander zu tun? Welche Rolle spielt der Cordhosen tragende Gelegenheitsdieb Harry, den man zuletzt mit dem Hobbytaucher gesehen hatte? Einzige Spur - die rote Tasche.
Rosenmüller hat nicht einfach nur einen kleinen feinen Krimi abgedreht, denn in seinem Kino-Regiedebüt geht es ungleich heftiger zu als in einem routiniert spannenden TATORT. Zwei verwirrende Todesfälle in einer Kleinstadt, in der sonst wahrscheinlich nur Hundertjährige im heimischen Bett zu Tode kommen, bilden den genial einfachen Hintergrund für kauzig-abgründige Figuren. Der sprichwörtliche running gag: Beide Leichen werden von ein und dem selben Jogger gefunden. Ein Film, der richtig Spaß macht!
D 2000, 92 min
Verleih: Helkon
Genre: Komödie, Krimi, Schräg
Darsteller: Dieter Pfaff, Jens Schäfer, Axel Milberg
Regie: Marcus O. Rosenmüller
Kinostart: 06.04.00
[ Sylvia Görke ]