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Der Vierer

Von Wollust zum Bindungsfrust

Paar-Eskalationskomödien verdanken das Überleben humaner Feigheit: Würden beziehungsverbundene Menschen offen miteinander sprechen, müßten sie sich ihre Probleme kaum im Kino ansehen. Aber sinnvolle Kommunikation darbt ja allgemein in Aussterbensnähe … Dies bringt uns nun direkt zu Schamhaar-Rasierunfall und Wimpern von dm – Teile der Planung für einen Vierer, den Sophie und Paul durchziehen möchten. Grober Unfug natürlich, weil penible Vorbereitung Mißerfolg geradezu garantiert. Und so kommt’s auch; zwar schon knüppelhart, indes anders als erhofft, inklusive allerlei eben nicht körperlicher Enthüllungen, zerstörten Interieurs und Schreierei.

Mancher sichtende Kollege vermißte da Shakespeareschen Dialoganflug oder inszenatorische Meisterklasse, was ungeachtet nötigen Respekts doch Stirnrunzeln verursacht. Und überhört, daß inmitten des Geblökes tatsächlich Themen zur Aussprache gelangen, welche nach x gemeinsam verbrachten Jahren wohl zwingend sukzessive aufpoppen. Wobei die zur Klärung erforderliche Nervenstärke proportional zur stumm verstrichenen Anstauzeit steigt.

Wie genau alle Beteiligten darum wissen, erdet den Scherbenhaufen aus sexuellem Siechtum, wechselseitigen Wahrnehmungsverlusten, ziemlich verzichtbarem überkandidelten Kram à la geschreddertes Handy – und unterhält dabei dennoch gut, ein hingegebenes Darstellerquartett sowie teils empathische Sprüche sorgen trotz fehlender etwaiger überraschender Wendungen dafür. Obgleich man festhalten darf: Wenn Friedrich Mücke immer küßt, wie er’s hier mit Florian David Fitz tut, ist seine Partnerin zumindest aus solchem Blickwinkel definitiv eine glückliche Frau.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...

Der Vierer ab heute im Kino in Leipzig