Originaltitel: LA PLANÈTE BLANCHE

F/Kanada 2005, 80 min
Verleih: Concorde

Genre: Dokumentation, Natur, Kinderfilm

Regie: Thierry Ragobert, Thierry Piantanida

Kinostart: 28.12.06

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Der weiße Planet

Bildergewalt einer frostigen Schönheit

Eine gern ausprobierte, etwas besserwisserische Kinderscherzfrage ist die, warum Eisbären eigentlich keine Pinguine fressen. So viel zum Nord-/Südpolgefälle. Diesmal also gibt es keine putzigen Pinguine zu bestaunen. Für mindestens einen enormen Niedlichkeitsmoment ist dennoch gesorgt, da den losen Rahmen dieses faszinierenden Naturfilms eine Eisbärenfamilie bildet, eine Mutter und zwei Junge. Da gelangen den Filmemachern so noch nie gesehene Aufnahmen von dem säugenden Muttertier, in einer Eishöhle, im blauen Licht, derart nah dran, daß man fast versucht ist, erschrocken nach hinten zu rücken. Die tapsigen Kleinen kriechen uns also vom ersten Moment in die Herzen, die Mutter hat unseren Respekt: einhundert Tage muß sie ohne die Aufnahme von Nahrung ausharren, die Kinder stillen und bei Kräften bleiben. Denn die braucht sie, erfahren wir doch, daß neun von zehn Versuchen der Futterbeschaffung für die Königin der Arktis erfolglos bleiben.

Da sind Robben schon flinker, schnell lernfähig obendrein, müssen deren Babies quasi schon nach 3 Monaten das Meer allein traversen. Man fragt sich ohnehin, wie man gemacht sein muß, um die Eisstürme, die harte, trockene Kälte zu überstehen, gerade wenn man den Wind durch den Pelz eines Schneehasen pfeifen sieht. Die schroffe Schönheit der Arktis wird in bisweilen surreal anmutenden Bildern eingefangen, in etwa wenn die Kamera über das Eismeer an den pittoresken Felsen und Gletschern vorbei schwebt, wenn man förmlich spürt, welche immense Kräfte frei werden, während sich Eisplatten verschieben, weiße Kolosse ins Meer stürzen. Die Filmemacher reisen durch die Jahreszeiten, streifen arktische Regionen, in denen sich gar kleine Bäumchen ans Licht wagen, verlassen den letzten Junischnee und begeben sich in die Tiefe des Polarmeeres, ganz tief hinab, wo wir Zeugen eines alchimistischen Wunders werden. Natürlich ist das verblüffende Lichterketten-Farbenspiel der Quallen durch Licht und Wärme erklärbar, dennoch staunt man ob der Schönheit einer völlig fremden Welt.

An perfekt choreographiertes Ballett denkt man, beim eleganten Auf- und Abtauchen der Narwale mit ihren Schwertern vor dem Bug oder dem zirkelnden Tanz der weißen Belugas. Der Ton dieses Naturspektakels ist etwas nüchterner als vergleichsweise DIE REISE DER PINGUINE, aber ebenso unterhaltsam. Untermalt werden die frostig-schönen Bilder mit der Musik von Bruno Coulais, der unter anderem auch schon DIE NOMADEN DER LÜFTE mit viel Innovation, sirenenartigen Gesängen und großem musischen Feingefühl vertonte.

Daß das Reich der Blizzards und Polarlichter durch die Erderwärmung akut bedroht ist, verschweigen die Filmemacher nicht. Sie erwähnen dies in der Machart des gesamten Films - nuanciert, informativ, auch mahnend - jedoch niemals pädagogisierend.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.