Originaltitel: THE WILD ROBOT

USA 2024, 102 min
FSK 6
Verleih: Universal

Genre: Computeranimation, Abenteuer, Kinderfilm

Stab:
Regie: Chris Sanders
Stimmen: Judith Rakers, Axel Malzacher, Sebastian Fitzner

Kinostart: 03.10.24

3 Bewertungen

Der wilde Roboter

Wenn Mutti metallisch quietscht

Vorerst bleibt verborgen, woher sie kam und warum sie auf einer Insel strandete, aber Roboter Rozzum 7134 alias Roz hat eine Mission: Man gebe ihr eine Aufgabe zur bestmöglichen Erfüllung. Erste ungeschickte Kontaktanbahnungen zur heimischen Fauna enden wegen heftiger Gegenwehr im Verlust manchen Bauteils, provozieren auch einen Unfall, bei dem ein ganzes Gänsegelege das Zeitliche segnet – abgesehen von einem Ei, welches Roz dem (nebenbei bemerkt total schnuffigen) Fuchs Fink entreißt, worauf ein Küken schlüpft, zunächst voll maschinell 0001 und 0186 benannt. Doch dann springt Roz über ihren einprogrammierten Schatten, weswegen das Federknäuel fortan Brightbill heißt.

Da geht’s anfangs relativ deutlich eher drum, die mächtigen 3D-Animationsmuskeln spielen zu lassen, es glühen unzählige Festplatten im Actionfeuerwerk, der epische Sound verursacht zusätzliches Erzittern des Saales. Bis es ruhiger und weitaus interessanter wird, derweil Roz jetzt sämtliche Routinen überschreibt, gemeinsam mit Fink für den körperlich eingeschränkten Brightbill eine Ersatzfamilie formt. Also alles Kindchenschema, eigentlich bereits obligatorisches Zusammenhaltsecho und knuffiger, ergo verzeihbarer Kitsch? Kaum, ein paar fast gewagte Nahrungskettengags und dunkler glänzendes Humorverständnis – darunter eine Opossummama, welche ihrer Mehrlingsmutterschaft nicht unbedingt vollumfänglich positiv gegenübersteht – beweisen mal wieder nachdrücklich, daß SHREK-Schmiede DreamWorks sich schon immer einiges mehr traute als Disney und Pixar. Obwohl Süßkramschocks demnach nie zu befürchten sind, harrt gleich eine Reihe Botschaften auf vergleichsweise zurückgenommene Vermittlung. Die vielleicht schönste und prägnanteste gibt Fink dem flügelgrößentechnisch benachteiligten und in einsamer Außenseiterposition aufgewachsenen Brightbill zu Gehör: „Hey, kleiner Mann! Flieg wie Du – nicht wie die …“ Könnte man es irgendwie noch universeller, altersunabhängiger, geschliffener formulieren?

Bekanntlich inspirierte die Liebe diverse Meisterregisseure zu legendären Werken, weil sie so extrem komplex ist – parallel indes rein, pur und unverstellt genug, um für Familienfilme facettenreiche thematische Grundlagenarbeit zu leisten. Wie nun hier. Und Tatsache: Ein ähnlich hingegebenes Dreigestirn wie Roz, Fink und Brightbill gilt es sicher auf längere Zeit zu suchen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...

Der wilde Roboter ab heute im Kino in Leipzig