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Derek

Ein Appell gegen das Uniforme

Zu Beginn steht sie im eigensinnigen Garten Jarmans, noch dazu ganz unglamourös – Tilda Swinton, die Muse des Künstlers. Sie verantwortet diesen Film, der nicht weniger ist als ein Denkmal. Zu Recht: Mit Derek Jarman starb 1994 einer der unkonventionellsten Filmemacher, einer, der aneckte, mit seinen Äußerungen und seiner Offenheit, der irritierte, durch seine – wie es Swinton trefflich beschreibt – manchmal so schultheaterhaften Filme. Jarman, der in strengen Klosterschulen mit Schikanen, in öffentlichen Häusern durch „fiese, kleine Jungs“ sozialisiert wurde, konnte gar nicht anders. Er war ganz Kind seiner Zeit, so voller Wut gegen die Gleichmachung, auf das Despotische, später dann auf die Unbeirrbarkeit der Eisernen Lady. Von diesem Zorn verarbeitete er sehr viel in seinen Filmen: die väterliche Gewalt, die im Alter von neun Jahren erwachende und sofort zum Stillhalten gezwungene Sexualität.

Davon erzählt dieses Porträt eines wichtigen Künstlers, von dessen Identitätssuche quer durchs Land, damals in den 60ern: New York, Calgary, San Francisco waren markierende Stationen, Warhol, Hockney und Russell prägende Personen. Doch DEREK ist mehr als lobender Hymnus, der Film klagt auch an: den Neokonservatismus, das Abtauchen schwuler Lebensart in die Heimlichkeit, die Herrschaft der Blender und Gleichmacher. Und der Film ist – im übrigen brillant geschnitten – auch Zeugnis der großen Enttäuschung Tilda Swintons. Ihr Klagen richtet sich gegen die Formelverkäufer, das Uniforme, die Filmindustrie und vor allem gegen die Zeit ohne Jarman.

Originaltitel: DEREK

GB 2008, 76 min
Verleih: Salzgeber

Genre: Biographie

Regie: Isaac Julien

Kinostart: 15.10.09

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.