D 2004, 80 min
Verleih: UIP

Genre: Zeichentrick, Komödie, Krimi

Stab:
Regie: Michael Schaack
Stimmen: Horst Tappert, Fritz Wepper, Gustav Peter Wöhler,

Kinostart: 01.04.04

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Derrick – Die Pflicht ruft!

Ein Fall fürs SEK "Humor"

Es muß passiert sein, als wir irgendwann in der deutschen Fernsehgeschichte für einen kurzen Moment den Bildschirm aus den Augen verloren: Jemand befand die biedere Krimireihe "Derrick" für Kult. Plötzlich konnte man ungeniert zugeben, den einen oder anderen Abend mit dem Kripobeamten und seinem Gehilfen in Münchner Vororten vergammelt zu haben.

Anno 1998 lief die letzte Folge - mochten sie in Frieden und Wiederholungen ruhen, der Stephan und der Harry. Was man so unvorsichtig als "witzige Idee" bezeichnet, gab jedoch Anlaß für ihre Wiederauferstehung: ein Zeichentrickfilm fürs Kino. Als Regisseur wirkte Michael Schaack, zuletzt bei WERNER - GEKOTZT WIRD SPÄTER tätig. Als Produktionsfirma warf sich unter anderen die Spaßmanufaktur ZDF Enterprises in die Schlacht um die Unterhaltung. Denen muß allerdings irgendein Witzbold das bessere zweite Auge zugehalten haben.

Denn was sich hier großspurig Persiflage nennt, ist doch kaum mehr als eine lieblose Dritt- oder Viertverwertung von Humorkompost aus der Fernsehunterhaltung. Derricks und Harrys Ermittlungsarbeit führt sie nämlich in das komödiantisch abgegraste Umfeld des European Song Contest, wo der Barde Arno Hello seine Mitbewerber aus dem Weg räumt. Dekoriert ist die schwerfällig gezeichnete und seltsam raumlose inhaltliche Ödnis mit launigen Anspielungen auf lebende Personen, an die man nie wieder erinnert werden wollte - schon gar nicht zum Spaß! Jürgen Drews beispielsweise, der lästigste Entertainment-Untote der letzten zwanzig Jahre, hat es als Singstimme von Arno sogar auf die Tonspur geschafft. Und weil die oben genannte Behörde für Kult noch immer irgendwo im Geheimen Aktennotizen anlegt, wurde selbst an die verbale Verneigung vor den gerade noch aktuellen Dschungelkämpfern gedacht.

Im Dunkeln tappert unser Horst (eine der funkelnden Kalauerperlen dieses glanzlosen Werkes) in jeder Hinsicht: als Synchronsprecher im Studio und in von keinem Esprit erhelltem Film-Gelände. Sein Kompagnon Fritz ist wie eh und je hinterhergeweppert, um erstmals in seiner "Derrick"-Karriere selbst ein Verbrechen zu begehen: Beihilfe zum Mord am Humor. Nehmen wir einfach an, es geschah im Affekt.

[ Sylvia Görke ]