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Die Bestimmer

Alter schützt vor Torheit nicht

Als alternder Starkomiker hat man’s nicht leicht. Das kann Komödien-Veteran Billy Crystal sicherlich genauso bestätigen wie sein Kollege Steve Martin. Beiden gemein ist neben ihrer Vergangenheit als mehrfache OSCAR-Moderatoren und einer durch Faceliftings schwindenden Mimik, daß sie nach ihren zweifelsohne großen Beiträgen zur amerikanischen Komödie der 80er und 90er Jahre nur noch in belanglosen Familienkomödien unterzukommen scheinen. Während Martin sich schon zweimal als Über-Papa in IM DUTZEND BILLIGER prostituieren mußte, ist Billy Crystal nun ein Jahr nach seinem Comeback bei den OSCARS dran, sich mit dem aufmüpfigen Nachwuchs herumzuschlagen. Als großväterlicher Babysitter wider Willen macht er dabei Vin Diesels „schauspielerischem“ Tiefpunkt als DER BABYNATOR unverhofft Konkurrenz und dürfte es so schaffen, selbst dem eingeschworensten HARRY UND SALLY-Fan das Nostalgie-Grinsen aus dem Gesicht zu witzeln.

Crystal spielt den unfreiwilligen Vorruheständler Artie Decker, der mit seiner Frau Diane zu einem Noteinsatz als Babysitter für die lieben Enkel gerufen wird. Nachdem sie ihre Pflichten als Großeltern jahrelang vernachlässigt haben, müssen Artie und Diane nun richtig ran, denn Tochter Alice muß dringend auf Geschäftsreise und hinterläßt neben ihren drei lieben Kleinen auch eine telefonbuchdicke Liste an Regeln, wie Artie und Diane mit ihren Lieblingen umzugehen haben. Als die drei Enkel Artie bald erwartungsgemäß dreist auf der Nase herumtanzen, wirft er Alices Weichei-Erziehungsmethoden flugs über Bord und packt die guten alten Sitten aus, was schnell zu verhärteten Fronten zwischen den drei Familiengenerationen führt.

Wer den Trailer kennt und weiß, daß der beste „Gag“ daraus ein Baseballschläger ist, der seinen Weg zwischen Billy Crystals Beine findet, der kann sich ungefähr ausmalen, wie sich der Humor des Streifens in voller Länge gestaltet. Dank Bette Midler und Marisa Tomei ist immerhin nicht jede Pointe ein Schlag in die Weichteile des feinen Humors, allerdings verderben einem die biedere Inszenierung der Marke Fernsehsitcom und die Anreihung flacher Sentimentalitäten gen Ende auch noch den letzten Rest Spaß.

Leider entpuppt sich so die „Früher war alles besser“-Attitüde von Artie ausgerechnet in puncto Billy-Crystal-Komödien als absolut korrekt. In Würde altern ist in Hollywood eben den wenigsten vergönnt. Steve Martin läßt grüßen.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...