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Die ewigen Momente der Maria Larsson

Ein Lebenslauf erzählt in Sepia

Die Einfärbung des Materials, die Sepia-Tönung der Bilder, weckt nicht von ungefähr die Erinnerung an vergilbte Fotografien, an ein Stöbern in staubbedeckten Kartons, gemahnt nicht zufällig an das Wiederentdecken von Geschichten. Jan Troell hat eine Geschichte zu erzählen, die zugleich eine Erinnerung in Bildern ist, und sie führt zurück an den Beginn des 20.Jahrhunderts, ins schwedische Malmö.

Maria, frisch verlobt mit dem Hafenarbeiter Sigfrid Larsson, gewinnt bei einer Tombola den Hauptpreis, einen Fotoapparat. Über Heirat und bald kommende Kinder, über Alltagssorgen, die vor allem vom Alkoholismus und ständigen Seitensprüngen ihres Mannes herrühren, aber auch von der bitteren Armut, die das Arbeiterdasein prägt, vergißt sie die Kamera, und erst in größter finanzieller Not entdeckt sie diese durch Zufall wieder. Beim Fotografen Pedersen soll der Apparat Geld bringen, aber der ältere Herr lehnt den Ankauf ab. Stattdessen unterweist er Maria im Umgang mit der Technik, und bald entdeckt er das Talent seiner Kundin und unternimmt alles, dieses zu fördern …

In Jan Troells Film erinnert sich Maja, eine Verwandte von Troells Ehefrau, an ihre Mutter. Ihr Off-Kommentar gliedert den Film in die Stationen eines Lebens, das stellvertretend für viele steht und dabei doch einzigartig ist. Vor der sorgfältig in Szene gesetzten Kulisse, bestimmt von Bildern eines harten Überlebenskampfes, von häuslicher Gewalt, von Streiks der Hafenarbeiter, vom Ersten Weltkrieg und dem späteren wirtschaftlichen Aufschwung, agiert eine Frau, die sich ihrem Schicksal nicht ergibt, und die für sich, ein Stück zaghafte Emanzipation, eine ganze neue Welt entdeckt: die der Fotografie.

Die hierzulande eher unbekannte Maria Heiskanen spielt diese zunehmend verbitterte und doch nie resignierende Frau mit einer Intensität, die tief eintauchen läßt in dieses historische Kapitel, in dem – neben großen politischen Umwälzungen – eine so vieles verändernde Entwicklung rasant fortschreitet: die der Neuen Medien. Die Besetzung von Marias Mann Sigfrid mit Mikael Persbrandt ist für manchen wohl weniger glücklich, gleichwohl der Mime auch hier brilliert. Seine berühmteste Rolle ist nun mal die des Gunvald Larsson an der Seite Kommissar Becks – schwer, dies wegzudenken.

Originaltitel: MARIA LARSSON’S EVERLASTING MOMENT

DK/S/Norwegen/Finnland/D 2008, 105 min
Verleih: Arsenal

Genre: Biographie, Drama

Darsteller: Maria Heiskanen, Mikael Persbrandt, Jesper Christensen

Regie: Jan Troell

Kinostart: 08.04.10

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.