D/Österreich 2006, 99 min
Verleih: Universum
Genre: Drama, Historie
Darsteller: Karl Markovics, August Diehl, Devid Striesow, Martin Brambach
Regie: Stefan Ruzowitzky
Kinostart: 22.03.07
Es ist ein Kuriosum der Geschichte, wenn auch sehr bitter, so doch wie gemacht für eine fesselnde, manchmal unter die Haut gehende, manchmal einfach unterhaltende Filmerzählung. Und Stefan Ruzowitzky bringt genau diesen stimmigen Film, in diesem Jahr Berlinale-Wettbewerbsbeitrag; mehr allerdings auch nicht.
Erzählt wird, wie noch 1945 im KZ Sachsenhausen mit Hilfe von gewieften "Erste-Klasse"-Häftlingen die leeren Staatskassen der Nazis gefüllt und gleichzeitig die feindliche Wirtschaft gelähmt werden sollten, durch Stapel falscher Pfund- und Dollarnoten. Es gibt ein eigenes Genre von vor allem amerikanischen Filmen, in denen ein Spezialkommando zusammengestellt wird, um eine schwierige Aufgabe zu erfüllen. Von all diesen Missionen hebt sich das "Unternehmen Bernhard" durch seinen doppelten und dreifachen Boden ab. Es geht ums nackte Überleben und gleichzeitig um Gewissensfragen in einer Extremsituation. Die Figurenkonstellation spiegelt den Konflikt sehr deutlich wieder.
Der Anführer der Truppe, Sorowitch, ist der König der Fälscher, ein Lebemann dazu, der sich immer selbst am nächsten war. Im KZ erhält er nun nicht nur die vage Chance, seine Haut zu retten, sondern auch das zu vollenden, was ihm in der Freiheit nicht gelang: den perfekten Dollar. August Diehl verkörpert dagegen einen Widerstandskämpfer, der den Nazis in dieser Situation nicht auch noch zum Sieg verhelfen will, und die Aktion sabotiert. Als Antagonist auf Seiten der Nazis spielt Devid Striesow sehr überzeugend einen windigen bürgerlichen Karrieristen.
Eher funktionell ist die Figur des Widerständlers geraten, doch seine unerschütterliche Haltung erlaubt der ambivalenten und weitaus interessanteren Hauptfigur, ein stilleres Heldentum zu entwickeln. Sorowitch ist eine Art Rick alias Bogart in CASABLANCA, der sich mit stechendem Blick und Boxernase seinen eigenen Weg auf dem schmalen Grat zwischen Selbsterhaltung, Lebensfreude und Hilfsbereitschaft sucht und schon mal alles auf eine Karte setzt, um einen kranken Jungen in der privilegierten Baracke mit durchzubringen.
Die unvermeintlichen Wendepunkte sind leider oft absehbar. Trotzdem gelingen Szenen, in denen das Unglaubliche hervorblitzt und das Leben nur noch am seidenen Faden hängt.
[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...