Originaltitel: LES CHAISES MUSICALES
F 2015, 83 min
FSK 0
Verleih: Neue Visionen
Genre: Komödie, Romantik
Darsteller: Isabelle Carré, Carmen Maura, Philippe Rebbot, Nina Meurisse, Camille Loubens
Regie: Marie Belhomme
Kinostart: 25.08.16
Ob’s am Wetter liegt? Dem Bienenfleiß unserer Nachbarn? Engpässen bei der Filmproduktion anderer Länder? Keine Ahnung, auf jeden Fall herrscht derzeit eine Schwemme an französischen (Tragi-)Komödien unterschiedlicher Ausgangslagen, Emotionsfarbtöne und Humorlevel. Hier also jene Pauline, die im französischen Original Perrine heißt, laut des deutschen Titels dagegen wohl gern eine Amélie wäre, irgendwie.
So viel namentliche Zerrissenheit paßt indes bestens zu Pauline, der unsicheren Fast-40jährigen, deren Unterhalt Engagements als mäßige Alleinunterhalterin und Geht-so-Musikerin sichern. Eines Tages glückt es der vom Pech Verfolgten unabsichtlich, einen Mann ins Koma zu befördern; immerhin alarmiert sie den Notarzt und lernt Lucie kennen, Leiterin eines Seniorenvereins, der alte Menschen dazu bringt, haltlos Trinklieder zu schmettern. „Armes Elend“ nennt sich Lucies karitative Einrichtung – logisch. Und wie sollte es anders sein: Die Burschikose kümmert sich spontan um Pauline, welche fortan nicht nur den unverändert weggetretenen Fabrice täglich krankenbesucht, sondern auch sein Leben annimmt, Sohn und Job inklusive.
Daß man da aus schauspielerischer Sicht etwaige Zweifel über Bord werfen kann, dafür bürgen zwei Namen: Isabelle Carré und Carmen Maura. Beide Damen rücken ins Darstellungszentrum, was sie wunderbar beherrschen. Wir bekommen also Carrés charismatische Chaosneigung, gespeist aus übersensibler Unsicherheit, und Mauras monumentale Mütterlichkeit, welche keine Quelle kennt, sondern eben einfach existiert. Abgesegnet, für gut befunden, weiter.
Weil’s eine Komödie sein will, steht als nächster Posten die Komik auf dem Prüfstand und punktet durch tatsächlich hinreißende Szenen wie Paulines Kauf einer Mausefalle (möglichst nicht verletzend soll sie sein, das Tierchen stirbt daher vollkommen unbeschädigt – vor Angst). Ein recht ungehemmt wucherndes Heiterkeits-Pfund wirft außerdem der nicht gerade klassisch schöne, ausgleichend jedoch mimisch talentierte Hund von Fabrice in die Waagschale. Erstaunen darf gleichsam angesichts der mordlustigen Eifersucht kleiner Mädchen herrschen, daher erneute Gütesiegelverleihung.
Bliebe eigentlich die Handlung, aber warum den tollen Schnitt jetzt noch verderben? Ignorieren wir ergo absolute Vorhersehbarkeit und gar zu zauberhafte Problemlösungen. Pauline hat es verdient.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...