1 Bewertung

Die Frau, die an Dr. Fabian zweifelte

Gesund mit Schund

Am Anfang ist Erleichterung: Nirgends wird hier so angestrengt gegrübelt, wie es der Titel vermuten läßt. Am Ende dann Enttäuschung: ein Herr Dr. Fabian war weit und breit nicht zu sehen, genau so wenig wie die o.g. Dame. Hatte man sich ehrlich auf das Remake eines Liebesdramas aus dem Jahre 195(?) gefreut und war gespannt, wie denn die Ruth Leuwerik und der O.W. Fischer des dritten Jahrtausends aussehen würden, muß man sich schon nach den ersten paar Einstellungen von Bohnerwachsgeruch- und Furniermöbel-Träumen verabschieden - das unbehandelte Ivar-Regal-System spricht die Sprache eines voraussetzungslosen Heute.

Der pragmatisch Eingerichtete ist natürlich Student, der Medizin nämlich, und die Uni hat er seltener besucht, als den Eltern lieb sein kann. Was lauert jenseits des Campus? Drogen. Die verkauft Paul nicht nur, sondern probiert auch - im Krankenhaus erwacht, kann er sich zumindest daran noch erinnern. Und dann wird Loriots Schreckensruf "Pappa ante portas" bittere Wirklichkeit: Willi kommt aus dem Münsterland, tritt die Tür ein und holt den Sohn raus.

Aus dem Hundezwinger hinter Vatis Abschleppdienst ist schnell ein Therapie-Zentrum gemacht, und Regisseur Rogenhagen entfaltet auf kleinstem Raum den Kern seiner Filmwelt: Paul muß einen Arztroman auswendig lernen, Willi fragt ab, danach ist man gesünder und überhaupt versöhnt. Damit ist zwar die Pointe bezüglich des Titels verschossen, aber bei weitem noch nicht Rogenhagens Pulver. Er lädt nach und bevölkert die Gegend mit einem Drogenhändler, dessen Pferde schlachtendem Bruder Super (der heißt so!), Pauls Freundin und was man sonst noch in Kurzfilmen hätte verwerten können - der Spaß mit der Gebrauchslyrik für Nichtmediziner ist für so viel Drumherum einfach zu klein. Bleibt zu hoffen, daß Rogenhagen das Eltern-Traumpaar Pfaff/Hoess für eines seiner nächsten Projekte verpflichtet und ihnen eine umfangreichere Liebesgeschichte angedeihen läßt, die ohne Anleihen bei RAIN MAN, TRAINSPOTTING oder DIE MÖRDERBESTIE MIT DEM HAMMER auskommt.

D 2001, 89 min
Verleih: Venusfilm

Genre: Komödie

Darsteller: Robert Glatzeder, Dieter Pfaff, Traute Hoess, Lilia Lehner, Alexander Strobele, Steffen Schult

Stab:
Regie: Andreas Rogenhagen
Drehbuch: Andreas Rogenhagen

Kinostart: 15.08.02

[ Sylvia Görke ]