CH 2023, 104 min
FSK 6
Verleih: Arsenal

Genre: Biographie, Drama, Familiensaga

Regie: Susanna Fanzun

Kinostart: 28.12.23

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Die Giacomettis

Die Quellen der Kreativität

Der berühmteste Sproß der Familie Giacometti ist ganz sicher Alberto. Der Maler und Bildhauer (1901–1966), der mit den von ihm geschaffenen, oft spindeldürr in die Höhe schießenden, gefährlich zerbrechlich und gleichzeitig asketisch zäh wirkenden Menschenskulpturen zu einem der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts avancierte. Doch wie ja schon der Titel von Susanne Fanzuns Dokumentarfilm ahnen läßt: Es geht nicht nur um Alberto allein in DIE GIACOMETTIS.

Wie die Familie Giacometti stammt auch Fanzun aus dem Engadin und verknüpft in ihrem Film eine Heimat- und Familiengeschichte mit einer Reflexion darüber, wo die Quellen dessen liegen könnten, was man gemeinhin „Kreativität“ nennt. In der Herkunft, den Prägungen der Familie natürlich. Aber eben auch in der Landschaft, in der man aufwuchs. Im Falle der Giacomettis ein Bergdorf des Bergells (Kanton Graubünden/Engadin), dessen grandiose, schier übermenschliche Landschaft dann auch Albertos Menschen-Sicht formte.

Die Biographien der Giacometti-Eltern und ihrer Kinder Alberto, Diego, Ottilia und Bruno bettet Fanzun in ein still konzentriertes Zweigenerationenporträt, das zeigt, wie sehr die familiäre Verbundenheit der Giacomettis in einer Wechselbeziehung zu deren Natur- und Kunstverbundenheit stand. Und welche Inspiration, Kreativität, Kraft ihnen daraus erwuchs. Darüber hinaus aber zeigt DIE GIACOMETTIS noch etwas anderes: Daß sich nämlich freier Geist und Bodenständigkeit, daß sich Weltoffenheit und Verwurzlung nicht zwangsläufig ausschließen müssen. Gut, in Zeiten bräsiger Heimattümelei auch daran mal wieder erinnert zu werden.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.