Originaltitel: LES CREVETTES PAILLETÉES
F 2019, 100 min
Verleih: Salzgeber
Genre: Komödie, Schwul-Lesbisch
Darsteller: Nicolas Gob, Félix Martinez
Regie: Cédric Le Gallo, Maxime Govare
Kinostart: 05.12.19
Für die Erbsenzähler: Nein, dies ist gewiß nicht der erste Film mit Männern im Wasser, auch die Geschichte ist nicht komplett neu erdacht, erinnert stark an WE ARE CHAMPIONS, bei der ein Schnösel verdonnert wurde, eine Gruppe besonderer Basketball-Spieler zu trainieren. Hier nun ist es der sich unbedacht gegen einen tuntigen, aber echt nervigen Reporter äußernde Schwimmstar Matthias, der sich zur Strafe um eine schwule Wasserballtruppe kümmern soll.
Es geht um das „Wie“! Das Kino erneuert sich nicht ständig, aber wenn wie hier frech, brüllkomisch, mal derb und oft mit hohem Anrührpotential erzählt wird, dann muß man das Rad nicht neu erfinden, man muß es nur clever, unterhaltsam und mit Sympathie weiterdrehen. Wie es die beiden Regisseure Cédric Le Gallo und Maxime Govare tun. Ihre glitzernden „Crevettes“, so nennen sich die Wasserballer im Original, weil eben der Schwanz der schönste Teil an der Garnele ist, sie sind so schwul wie verschieden und als Sportler wahrlich übel. Harte Arbeit also für Matthias, dem sich eine neue, wie vom Wahnsinn umzingelte Welt auftut. Er soll den chaotischen Haufen für die Gay Games in Kroatien rüsten.
Vom ersten Moment an ist das Tempo hoch, die Gagdichte ebenso, die Filmemacher spielen nicht mit Klischees, sie jonglieren regelrecht damit und zeigen den gar nicht so geringen Wahrheitsgehalt darin. Und trotzdem bleibt Raum für Zwischentöne und Nachdenkliches, denn Schwulsein schützt vor eigenen Vorurteilen und Intoleranz nicht. Transen im Team? Igitt. Am Ende vielleicht noch Lesben? Puh! Das ist perfekt eingeflochten, auch die „Botschaft“, wie wichtig es gerade heute ist, gesehen zu werden, bringt den teils wirklich durchgeknallten Erzählfluß nie zum Stottern. Und wir schließen sie blitzschnell in unsere Herzen, die Tunte und die Dramaqueen, das Frischfleisch und die Grindr-Schlampe, die Transe und das Bärchen, die mal sorglos oder verbittert sind, die von Prinzen träumen oder auch mal vor dem Gatten und Nachwuchs fliehen müssen.
Es gibt herrlich grobschlächtige Momente, etwa, wenn die „Garnelen“ die lesbischen „Wegräumer“ zerlegen müssen, es geht musikalisch an Geschmacksgrenzen mit einer Celine Dion & Garou-Performance, einem schmissigen Cover von Sabrinas „Boys Boys Boys“ oder Bonnie Tylers Allzweckwaffe „Holding Out For A Hero.“ Und es wird einem Lebenskluges und Beruhigendes auf den Weg zu geben, denn schon die Oma von Transe Fred wußte: „Auch ein alter Stier hat schöne Hörner“ ...
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.