CH/D 2022, 92 min
FSK 12
Verleih: Alamode
Genre: Komödie
Darsteller: Esther Gemsch, Stefan Kurt, Ueli Jäggi, Gundi Ellert
Regie: Barbara Kulcsar
Kinostart: 17.11.22
Als Alice im Santana-Land gönnt sie ihren Gesichtszügen eine Art rhythmische Sportgymnastik. Zu „Oye Como Va“ mit Gruppenzwang funktioniert es halbwegs, im weiteren Verlauf aber wird der rüstigen Frühseniorin das Gesicht mehrfach einschlafen. Weil ihr frisch pensionierter Ehemann Peter keine Lust mehr hat – wörtlich gemeint – und auf Wolke 9 nichts verloren. Weil es mit dem ausgerufenen Ruhestands-Fifty-Fifty im Haushalt wohl nichts wird. Vor allem aber, weil die enge Freundin stirbt und Alice mit einem Briefgeheimnis zurückläßt, das sie lösen muß. Und wird. Denn der Film bewegt sich als ausgewiesene Rentnerkomödie auf überraschungsfreiem Terrain.
Das wiederum mag überraschen, von der Schweizerin Petra Volpe, selbst Regisseurin, hätte man schon im Drehbuch Pfiffigeres fürs längst eigenständige Genre der Betagtenfilme erwarten dürfen. Nicht unbedingt Sätze wie „Alt zu werden ist nichts für Feiglinge“ oder „Die Liebe verändert sich im Alter.“ Und die Inszenierung? Bieder! Aus dem Eigenheim in der Schweiz geht es aufs Meer zur Kreuzfahrt mit angehängtem Witwer und Aufklärungsmission in Frankreich, wo sich das mit der längst dechiffrierten Identität von Brief-Claude klären soll und sich mutmaßlich anstehende goldene Jahre in Bahnen schieben, die Unvorhersehbarkeit suggerieren. Doch das täuscht.
Barbara Kulcsars Film hat einzig und allein die Zielgruppe im Blick. Unter 60 wird man hier nicht viel finden, das im Lachen wie der Nachdenklichkeit tiefer sitzende Kinofreude bereitet, denn auch die Kinder von Alice und Peter fuchteln verbal und im Bilde bestenfalls mit den Klischees überforderter Eltern hier und freikörperlicher Generation Tinder dort.
[ Andreas Körner ]