D 2022, 103 min
FSK 6
Verleih: X Verleih

Genre: Literaturverfilmung, Komödie, Polit

Darsteller: Dimitrij Schaad, Rosalie Thomass, Benno Fürmann, Petra Kleinert, Michael Ostrowski

Regie: Marc-Uwe Kling

Kinostart: 25.08.22

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Die Känguru-Verschwörung

Die Krise ist sicher!

Die Erde ist ein Würfel, und der Beutel muß aufs Band! Nicht etwa fehlendes Bodenpersonal, endlose Schlangen an der Abfertigung oder das böse Virus, nennen wir es C, treiben diesem Flugpassagier den Schweiß unters Fellchen, es ist der eigene Körperbau, und der weiß nun mal einen unabtrennbaren Beutel an prominenter Stelle. Sonst wäre das Känguruh kein Känguruh. Doch dieses Känguruh ist ja sowieso nicht nur ein Känguruh, es ist das wie immer überragend gute Känguruh, das man besser genau so nennt, sonst holt es die Boxhandschuhe raus oder wippt die Pfote an, um das Gegenüber 37 Komma drei Meter weit durch die Luft zu schießen. Nur bei der Sache mit dem Beutel ist es machtlos. Gescannt wird trotzdem. Mit Tier dran.

Mit elegantem Hüpfer, kompetentem Social-Media-Schnack und steil aufgestellten Ohren im Gegenwind hatte Marc-Uwe Klings prominente Kunstfigur ihren ersten Kinoauftritt im März 2020 (der nicht nur in Leinwandkreisen als der März in die Annalen eingehen wird) über Streamingportale und Kinosessel auf vier Rädern noch galant retten können. Opfergesten hätten dem ambitionierten Komödienprojekt so überhaupt nicht zu Gesicht gestanden.

Und es kam, wie es kommen mußte: man goutierte. Teil zwei ward schnell konzipiert, Kling, der so gern die absolute Kontrolle übernimmt, löste Dani Levy auf dem Regiestuhl ab und bringt nunmehr DIE KÄNGURU-VERSCHWÖRUNG übers jetzt gottlob C-gedämpfte Land. Die Drehbuchvorlage entstammt diesmal keinen schon geschriebenen Klingschen Stories, sondern ist exklusiv und damit thematisch aktueller denn je.

Nicht viel lag näher, als das kommunistische Känguruh auf die Spur zu Verschwörungstheoretikern, Klimakrisenleugnern und ähnlich konditionierten Menschen zu schicken. Im Schlepptau hat das wieder adrett animierte und zuvor von Volker Zack als Mister Motion Capture schlechthin gespielte Vieh den noch immer nicht größer gewordenen Kleinkünstler Marc-Uwe. Dessen plumpe Anwerbungsversuche bei der schönen Maria von oben im Haus sind nun vollends versackt, um doch noch zu landen, läßt er sich auf das seltsame Unterfangen ein, Marias zart rechts abgebogene Mutter, die auf den schönen Kosenamen Diesel-Liesel hört, zurück auf die Fahrbahn zu holen. Dafür muß das Doppel-K-Gespann als Höhepunkt eine Schwurbel-Convention in Bielefeld besuchen. Der Weg auch dorthin, wo immer Bielefeld sein mag, ist das Ziel.

Für den Film nicht minder, in dem nicht alles zündet, was ein Streichholz bekommt, wo gerade das Känguruh manchmal am zu kurzen Verbalwitzhebel sitzt, der aber trotzdem noch genügend Gagdichte, Sprachstrudel und Albernheiten vorweisen kann, um für Gaudi, Zerstreuung und eine cinenostalgische Draisinefahrt zu sorgen.

Muß man mögen! Auch daran hat sich nix geändert. Marc-Uwe Kling buhlt nicht um neues Personal im Fankreis.

[ Andreas Körner ]