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Die letzte Festung

Uncle Sam wants YOU at the Cinema!

Patrioten braucht das Land! Selten zuvor hatte es die amerikanische Seele so nötig, cineastisch liebkost zu werden. Die Fahne wird gehißt, Stars and Stripes flattern stolz im Wind und selbst die Hausfrau salutiert. Dazu noch Fanfarenklänge und schon hat man die Quintessenz von DIE LETZTE FESTUNG. Mut, Ehre, Vaterlandstreue. Man wird das Gefühl nicht los, daß hier das republikanische Bügeleisen am Werke war, denn im Kern dieses Machwerkes schlummert etwas, das sich kaum auf banale politische Korrektheit reduzieren läßt. Plötzlich geht es um Manipulation "der Masse", um psychologische Strategien und die Frage, was einen Anführer ausmacht.

Colonel Winter leitet mit eiserner Faust "sein" Militärgefängnis. Als Eugene Irvin eintrifft - einst hochdekorierter General und nun schuld am Tod von acht Soldaten - kann Winter die lebende Legende nicht der üblichen Behandlung unterwerfen. Doch die Männer sind zu verschieden, Respekt und Verehrung schlagen schnell um in unterschwellige Verachtung und offenes Ringen um die Macht über die übrigen Häftlinge. Irvin ist nicht nur ein brillanter Stratege. Er weiß die Mitgefangenen, kriminelle Ex-Soldaten, deren Charakter nie verharmlost wird, gekonnt zu manipulieren. Winters Macht scheint in Gefahr.

In diesem Psychoduell entwickelt der Film kraftvolle Dynamik und läßt seinen Darstellern Entfaltungsraum. James Gandolfini mimt den Gefängnisdiktator zwischen sensibel und brachial, Robert Redford verweist als charismatischer General Hollywoods Jungmimen in die Light-Abteilung. Leichtsinnig opfern jedoch Autor und Regisseur diese Energie dem militärischen Kampf um die Gefängnisherrschaft. Dieser ungerechte Krieg, sozusagen McGyver gegen Goliath, ist sicher vordergründig unterhaltsamer, drückt den Film aber letzendlich in die Klasse des soliden Action-Mittelmaßes, wo schon THE ROCK und NUR NOCH 60 SEKUNDEN warten. Verschenkt ist verschenkt, und so muß sich Rod Luries Film den Vorwurf gefallen lassen, ein Neuaufguß von BRUBAKER und alles andere als originell zu sein. Als würde das in der Welt größter Recyclingfabrik jemanden stören...

Stolz flattert die Fahne im Wind, kraftvoll wurde die amerikanische Volksseele gestreichelt und die Gewißheit erreicht: Jeder Sieg - ein Sieg des Vaterlandes. Gott steh uns bei!

[ Roman Klink ]