Das könnte Beth sein, die abgekämpfte Mutter von fünf Kindern, die einst gegen den Rat ihrer Maori-Familie den bald brutalen Säufer Jake heiratete. Es könnte aber auch ihre halbwüchsige Tochter Grace sein, die ihren "Krieg" gegen die Gewalttätigkeit ihres Vaters und dessen Freunde verlor, in dem sie sich nach einer Vergewaltigung vor dem Haus ihrer Familie erhängt.
Lee Tamahori, damals noch ernstzunehmender Künstler mit sozialem Engagement, heute BOND-Filmer, zeichnete ein düsteres Bild der neuseeländischen Realität, im Milieu der Ausgestoßenen. Eine Familie kämpft gegen die behördliche Abschreibung der Menschen in den Elendsvierteln, gegen die tumbe Gewalt der meist versoffenen Machos. Ein Kampf, der weitgehend verloren scheint, in einer Welt, in der sich Jugendliche sozial abgesicherte Pläne in die Zeit ihres Rentnerdaseins vorausträumen. Vorausgesetzt, sie haben bis dahin Knast, Dope oder die latente Straßenkriminalität überlebt.
Tamahori erzählt aufwühlend und mit einer brillanten Hauptdarstellerin, in deren Gesicht aus jeder Pore Furcht, Wut und vor allem der unbändige Überlebenswille blitzt.
Originaltitel: ONCE WERE WARRIORS
Neuseeland 1994, 102 min
Verleih: Senator
Genre: Drama
Darsteller: Rena Owen, Temuera Morrison
Regie: Lee Tamahori
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.