Seit seinem wichtigsten Film SCHINDLERS LISTE widmet sich Steven Spielberg mit aller Kraft der von ihm ins Leben gerufenen SHOAH FOUNDATION. Deren Ziel ist es, durch Gespräche mit Zeitzeugen und Opfern die grauenvollen Verbrechen an den Juden nicht ins Vergessen geraten zu lassen. In DIE LETZTEN TAGE kommen fünf Holocaust-Überlebende zu Wort. Gemeinsam mit Regisseur James Moll fahren sie zu den Orten, mit denen sie die grausamsten Erinnerungen ihres Lebens verbinden:
Bergen-Belsen, Auschwitz-Birkenau.
Für die Überlebenden der Konzentrationslager scheinen keine fünfzig Jahre zwischen heute und dem Terror von damals zu liegen. An den Orten der Unmenschlichkeit werden alle Erinnerungen wach: Tortur, Hunger, Verlust, Folter. Glücklicherweise entschied sich Moll, keinen Erzähler zu wählen, sondern läßt die Überlebenden mit eigenen Worten die Unfaßbarkeit der unmenschlichsten Zeit ihres Lebens schildern. Die Qual, das in Worte zu fassen, überträgt sich auch auf den Kinozuschauer. Es gilt nichts zu beschönigen. Besonders schmerzhaft, als Renée Firestone, eine der Überlebenden, über ihre Schwester Klara spricht, die als Versuchsperson für medizinische Experimente ins Lagerkrankenhaus gebracht worden war. Sie starb an bisher unaufgedeckten Ursachen. Den Filmemachern gelang es, den verantwortlichen Arzt Hans Münch ausfindig zu machen. Renée Firestone bekam die Gelegenheit, mit dem möglichen Mörder ihrer Schwester zu sprechen...
DIE LETZTEN TAGE ist ohne Zweifel eines der ergreifendsten Dokumente über den Holocaust. Der Zuschauer sieht direkt in die Gesichter, die unbeschreiblich Grausames erlebt haben. Eine der letzten Möglichkeiten, jenseits aller Schulbuchdidaktik das dunkelste Kapitel der Menschheit zu beleuchten. Besser beraten wäre Moll allerdings, auf den zu suggestiven Soundkleckser Hans Zimmer zu verzichten. Ist irgendwie unpassend, zwischen KÖNIG DER LÖWEN und GLADIATOR mal schnell einen Score für eine Dokumentation über den Holocaust zu meißeln.
Originaltitel: THE LAST DAYS
USA 1998, 99 min
Verleih: Arthaus
Genre: Dokumentation
Stab:
Regie: James Moll
Musik: Hans Zimmer
Produktion: Steven Spielberg
Kinostart: 09.03.00
[ Michael eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.