Originaltitel: LOVE IN THE TIME OF CHOLERA
USA 2007, 138 min
Verleih: Tobis
Genre: Literaturverfilmung, Drama, Liebe
Darsteller: Javier Bardem, Giovanna Mezzogiorno, Benjamin Bratt, Liev Schreiber
Regie: Mike Newell
Kinostart: 21.02.08
Der Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez hat mit "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" einen Roman vorgelegt, der schon in Buchform unglaublich bildgewaltig daherkommt. So war es eine Frage der Zeit, bis Hollywood sich des Werkes annahm. Aus der Verfilmung spricht vorbehaltlose Bewunderung für den Grandseigneur der lateinamerikanischen Literatur - der Film bleibt so dicht am Original, daß Márquez selbst dem Drehbuch zwar seinen Segen gab, aber kritisch anmerkte, daß dem Film mehr Abstand vom Buch vielleicht ganz gut getan hätte.
Werktreue hin oder her: die Handlung ist in wenigen Worten erzählt. Ein armer, aber poesiebegabter Telegrammbote trifft auf eine ätherische Schönheit und ihren cholerischen Vater, der die Liaison mißbilligt. Ihre junge Liebe kann sich deshalb jahrelang nur durch Briefe ausdrücken, und diese Zeit des Wartens macht aus der ehemals jungen Wilden eine pragmatische Frau, die schließlich doch der Ratio (und dem Vater) folgt und einen angesehenen jungen Arzt heiratet. Mit ihm wird sie - keine Überraschung - nur mittelprächtig glücklich. Der Telegrammbote trägt dagegen sein gebrochenes Herz wie eine Auszeichnung und "lebt mit der Liebe", was für ihn bedeutet, daß er flüchtige Eroberungen sammelt und sich als Liebesbriefschreiber im Dienste anderer einen Namen macht. Doch als Jahrzehnte später der Ehemann seiner Angebeteten stirbt, macht er sich sofort auf den Weg, um genau dort weiter zu machen, wo er vor 51 Jahren, 9 Monaten und 4 Tagen aufgehört hat É
Nicht ohne Grund dauert es mehr als zwei Stunden, bis sich die Liebenden finden. Der Film (wie schon das Buch) nehmen jede Volte mit, die die Protagonisten machen. Bei Márquez wirkt dieses dschungelartige Wuchern der Geschichte noch einigermaßen mitreißend, weil er zwischendurch immer wieder wortgewaltige Ausflüge in den Bereich der Philosophie einschiebt. Bei Newell bleibt diese Metaebene bis zum Schluß unterbelichtet, und so fehlen den Protagonisten über weite Strecken schlicht und einfach nachvollziehbare Beweggründe für ihr Handeln. Der Film bleibt deshalb eine Seifenoper und gleitet an manchen Stellen sogar in Richtung Klamauk ab. Während García Márquez seine Figuren auch im Scheitern ernst nimmt, versucht der Film, das Publikum auf Kosten seiner Protagonisten mit vorhersehbaren Witzen bei der Stange zu halten.
[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.