Originaltitel: THE CONSPIRATOR
USA 2010, 123 min
FSK 12
Verleih: Tobis
Genre: Thriller, Historie, Drama
Darsteller: James McAvoy, Robin Wright, Evan Rachel Wood, Kevin Kline, Tom Wilkinson, Toby Kebbell
Regie: Robert Redford
Kinostart: 29.09.11
The American Film Company (TAFC) ist eine Firma, die 2008 der recht solvente Geschäftsmann Joe Ricketts gründete, um „mitreißende, historisch genaue Filme über die US-amerikanische Geschichte zu produzieren“ (Pressetext). Als Skeptiker ist man, liest man derlei, erst einmal … nun, skeptisch eben. Wer ist dieser Mr. Ricketts, fragt man sich. Ein filmbegeisterter Hobbyhistoriker? Ein neokonservativer Propagandist? Und wie würde wohl, kann man sich weiterhin fragen, ein Film mit vergleichbarer Intention, mit „historisch genauen“ Stoffen, nur vielleicht zur deutschen Geschichte, aussehen, wenn für die Produktion ein solventer Geschäftsmann wie, sagen wir, Josef Ackermann oder KiK-Chef Stefan Heinig verantwortlich zeichnen würde? Mal unabhängig davon, daß es denen für derlei Ideen im Gegensatz zu vermeintlich kulturlosen Amerikanern wohl einfach an Kultur mangelt.
Aber genug der fruchtlosen Gedankenspiele. Kommen wir zu DIE LINCOLN VERSCHWÖRUNG. Der erste Film der TAFC – und ein erstklassiges Aushängeschild. Ein Film mit Sendungsbewußtsein plus einer Inszenierung guter, alter Schule. Kurz: Ein Robert-Redford-Film. Der nämlich ließ sich sofort von der Geschichte ködern, die vom Mord an Abraham Lincoln und den folgenden Prozessen gegen Täter und (vermeintliche) Mitwisser erzählt. Mary Surrat, verwitwete Südstaatlerin und Betreiberin einer Pension, wird zusammen mit sieben Männern der Kollaboration mit den Attentätern angeklagt und vor ein Militärgericht gestellt. Als Surrats Verteidiger ernennt man den jungen Anwalt Frederick Aiken. Der begreift bald, daß politische Drahtzieher sich sowohl von seiner beruflichen Unerfahrenheit als auch von seiner Loyalität als einstiger Nordstaaten-Kriegsheld ein schnelles Prozeßende erhoffen. Soll heißen: einen Schuldspruch für die Angeklagte. Doch Aiken nimmt sein Amt ernster, als es der Politik lieb ist.
Ein minutiös recherchiertes Drehbuch in klassischer Inszenierung. Und natürlich reflektiert darüber hinaus DIE LINCOLN VERSCHWÖRUNG im Spiegel amerikanischer Historie amerikanische Gegenwart. Und Redford wäre nicht Redford, würde er die nicht entsprechend kritisch sehen. Daß der Film dennoch allen Figuren Gerechtigkeit widerfahren läßt, keine Schwarz-Weiß-Malerei betreibt, verleiht ihm Souveränität, Realismus und Dramatik. Mitreißend und historisch genau – nicht nur Mr. Ricketts darf zufrieden sein.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.