Eigentlich gibt es Arturo nur, weil sich ein Spermium seines Vaters erschreckte, als in der Wohnung über dem Bett eine Schießerei zwischen verfeindeten Mafia-Clans stattfand, und sich deshalb fluchtartig in die Eizelle seiner Mutter flüchtete. Es ist das Jahr 1970. Wir befinden uns in Palermo. Und der bekannte Mafioso Vito Ciancimino wird zum Bürgermeister gewählt.
Regisseur Pierfrancesco Diliberto, kurz Pif genannt, verweilt bei dieser lakonisch leichtfüßigen Erzählsprache, die vom Ton an die fabelhaften, aber auch sentimentalen Welten einer Amélie erinnert. Visuell allerdings bleibt Pif ganz klassisch mit Ausflügen ins dokumentarisch Anmutende, schließlich hangelt sich der italienische Regisseur nicht nur an seiner eigenen Biographie entlang, sondern an den gesamten politischen Ereignissen, die in Italien und im speziellen auf Sizilien zwischen 1970 und 1990 das Land in Atem hielten, um das Heranwachsen des Arturo zu erzählen. Ein amüsanter Film über die kaum zu zählenden Toten, die die Mafia bis heute auf dem Gewissen hat – geht das?
Pif gelingt es, auch wenn sein Humor sicher Geschmackssache ist. Er läßt seinen Helden Arturo, den er übrigens als Erwachsenen auch selbst spielt, kurzweilig durch die ersten 20 Jahre seines Lebens von einer Verquickung mit den Mafiosi in die nächste stolpern und zeigt auf amüsante Weise, wie stark der Alltag der Sizilianer durch die Bosse und Unterbosse mit ihren Machtspielen geprägt war. Und wie gut der Mensch doch im Verdrängen ist, auch wenn Verbrechen genau vor seiner Nase stattfinden. Denn Arturo muß selbst zum jungen investigativen Journalisten werden, um ganz langsam darauf zu kommen, daß er selbst Teil des Systems ist. Genau wie seine Angebetete Flora, die Tochter eines Bankiers, der er von der Schulbank an verfallen ist. Die blonde Schönheit lotst den Helden durch alles Ungemach und bietet ausreichend Antrieb, die Handlung voranzutreiben.
Wobei Arturo von seiner Muse Giulio Andreotti begleitet wird. Manisch sammelt er alles, was mit seinem Helden zu tun hat, und glaubt daran, daß der Politiker ihn auf den richtigen Pfad führen wird, um seine Flora zu erobern. Andreotti ist natürlich nicht der geeignete Ratgeber, um Arturo die Augen über das Treiben der Mafia zu öffnen, aber er läßt ihn immerhin den Preis für das beste Faschingskostüm gewinnen.
Originaltitel: LA MAFIA UCCIDE SOLO D’ESTATE
I 2013, 90 min
FSK 12
Verleih: Missing Films
Genre: Komödie, Liebe, Thriller
Darsteller: Cristiana Capotondi , Pif, Ginevra Antona, Alex Bisconti, Claudio Gioè, Ninni Bruschetta
Regie: Pif
Kinostart: 11.06.15
[ Susanne Schulz ]