D 2022, 142 min
FSK 16
Verleih: Wild Bunch
Genre: Drama, Literaturverfilmung, Historie
Darsteller: Mala Emde, Max von der Groeben, Thomas Prenn
Regie: Barbara Albert
Kinostart: 28.09.23
Was hält man von einer Mutter, die inmitten der unmittelbaren Nachkriegswirren (wir schreiben das Jahr 1945) ihren kleinen Sohn einfach seinem Schicksal überläßt? Ihn aussetzt auf einem Bahnhof irgendwo in der Pampa. Hoffend, daß sich des Knirpses jemand so annimmt, wie es diese Frau so halbwegs in die Wege geleitet hat. Auf daß sie endlich ihre eigenen Wege gehen, endlich ihrem Lebenstraum folgen kann.
„Die Mittagsfrau“ heißt der Bestseller der Autorin Julia Franck, in der obige Szene – eine Mutter verläßt ihr Kind – den dramatischen Kraft- und Knackpunkt einer epischen Schicksalsgeschichte bildet, die wiederum eine weibliche Leidens- und Emanzipationsgeschichte ist. Und als solche natürlich weit entfernt, eine moralisch wohlfeile, also eine die Frau verurteilende, Antwort auf eingangs gestellte Frage zu geben.
Was auch Barbara Alberts Filmadaption des Romans nicht tut. Moralisch und wohlfeil oder einfach auch nur furchtbar brav ist das Ganze trotzdem geraten. Der Lebens-, Leidens- und Emanzipationsweg von Helene, die Ärztin werden will, dafür in den 20er-Jahren nach Berlin kommt, dort die Liebe ihres Lebens trifft und auf tragische Weise wieder verliert, späterhin an ein Bilderbuchexemplar toxischer Männlichkeit gerät und an diesem wie auch dem Leben in Nazideutschland zu zerbrechen droht, offeriert sich als inszenatorisches Biedermeier öffentlich-rechtlichen TV-Zuschnitts.
Zu dem auch gehört, daß jedwede etwaig quälende Frage und damit ja auch die Tragödie Helenes reine Rhetorik bleiben. Eine illustrative Oberflächenbewegung im erwartungsgemäßen, ergo engen ästhetischen und moralischen Korsett.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.