Ein Paar, eine Wohnung, eine Großstadt. Grabesstille, wenn nicht gerade wieder gemotzt, geklagt, beleidigt wird. Sie beschwert sich dann über seine Trägheit, das Ungeschick beim Verkaufen seiner Arbeit an Verlage, seine Eltern, die mit einem Blitzbesuch die Ödnis der Zweisamkeit kurz unterbrechen. Alles was er tut, ist falsch und - viel schlimmer noch - unnötig. Er nimmt’s still hin, wickelt lustlos das Baby, seine Ausbrüche in Gezeter sind viel seltener als ihre. Weil zu Hause alles nur schrecklich scheint, wegen ihm schon kein Besuch mehr kommt, zieht es sie bald raus, zum Tanzen, zum Flirten, später dann zu Baste, einem jungen Mann.
Ein Paar, eine Wohnung, eine Großstadt. Um Identitäten geht es Karmakar scheinbar nicht. Aber woran dann ist ihm mit diesem sperrigen Antikino gelegen? Eine Reminiszenz an die früheren spröden Filme Faßbinders etwa? Der würde sich im Grabe umdrehen, denn was Karmakar mit großem Ehrgeiz und einiger konzeptioneller Verbissenheit abliefert, ist nicht viel mehr als abgefilmtes Theater. Nein, nicht einmal von der großen Bühne, eher so ein nerviges Hinterhofgezänk. Karmakar will die Hoffnungslosigkeit, das Fehlen von Perspektiven, die Müdigkeit im Leben eines noch jungen Paares bebildern. Und was tut er? Setzt es in eine schicke Wohnung, legt ihm gestelzte Dialoge in die müden Münder und macht es lächerlich.
Natürlich sind beide lächerlich, doch wenn er ihren ungelenken Ausbruchsversuch auch nur ansatzweise ernstnehmen würde, dann hätte er sie nicht so trivial dem Spott des Betrachters ausgeliefert. Dann hätte er sie nicht sagen lassen: "Ich sehne mich nach den Pfannen in meiner Küche". Warum nur tut er das? Besser, er hätte sich für die (sozialen) Hintergründe interessiert, den Figuren Namen gegeben, seine stilistischen Mittel wie das nimmermüde Wiederholen von Monologen nicht derart platt verschossen. Er hätte sich vielleicht auch mal fragen müssen, woraus diese Traurigkeit, dieser Entschluß zum tragischen Finale resultieren könnte.
Das alles interessierte Karmakar aber nicht. Ihm genügte es, die Ängste seiner seelischen Krüppel zur ignoranten Behauptung zu degradieren. Das Publikum wird’s merken.
D 2004, 95 min
Verleih: Prokino
Genre: Drama
Darsteller: Frank Giering, Anne Ratte-Polle, Manfred Zapatka, Marthe Keller, Sebastian Schipper
Regie: Romuald Karmakar
Kinostart: 11.03.04
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.