• Meinungen

Die Noobs

Critters für Arme

Während kürzlich die Großen in den Kinosälen über die extrem packende Alien-Invasion im DISTRICT 9 erschauern durften, müssen nun die Kleinen mit dieser leidlich unterhaltsamen Familienkomödie Vorlieb nehmen, in der zwar ebenfalls Außerirdische die Menschen überfallen, die Macher aber um der Familienverträglichkeit willen mehr Weichspüler an ihr Werk gemischt haben, als das Ganze nötig gehabt hätte. Immerhin, einige Gags sitzen so gut, daß auch für die Eltern ein paar Schmunzler drin sind, und für die Generation Spielkonsole sind genug Videospiel-Analogien eingebaut, um den Nachwuchs nach dem Kino gleich wieder an die Controller hechten zu sehen.

Die Story wirkt dabei, als hätte sich Steven Spielberg an einer SAT 1-Komödie versucht: Die Pearsons, eine amerikanische Durchschnittsfamilie aus dem Bilderbuch (dem Bilderbuch des weißen Mittelstands wohlgemerkt), verbringen den Urlaub in ihrem abgeschiedenen Ferienhaus in Maine. Konfliktpotential ist allerhand vorhanden, vor allem der älteste Sohn Tom hat ein Problem, als sein Schul-Nemesis Ricky auftaucht und sich als neuer Freund von Toms Schwester Beth entpuppt. Genervt verzieht Tom sich mit seinen Cousins auf den Dachboden, wo sie unvermittelt auf kleine, grüne Männchen stoßen. Die niedlichen vierarmigen Wesen erweisen sich bald als fiese Gesellen, die größenwahnsinnigerweise nach der Eroberung des Pearson-Hauses gleich die ganze Erde unterjochen wollen. Tom muß seine Widerstandskräfte unter Beweis stellen und kann beim Weltretten auch gleich seinem Widersacher Ricky eins auswischen.

Gegen richtig fiese Minimonster wie die Critters oder die Gremlins würden die „gemeinen“, mittelprächtig animierten Aliens vom Dachboden keine Minute bestehen, doch sie haben es ja nur mit den braven Pearsons zu tun, so daß sich der Kampf zwischen Invasoren und Einheimischen auf Spielfilmlänge erstreckt. Höhepunkt der familienfreundlichen Schlacht um Planet Erde ist ein Kung-Fu-Fight zwischen Ricky und Oma Pearson, die beide von der Alien-Technik zu Spielfiguren gebrainwasht und so per Fernsteuerung bedienbar sind.

Bunt und laut genug, um die Kleinen für 90 Minuten ruhig zu stellen, sind DIE NOOBS allemal. Insgesamt ist die Sci-Fi-Komödie aber doch zu bieder, um selbst dem Zielpublikum zwischen 6 und 14 länger im Gedächtnis zu bleiben.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...