Originaltitel: MISSION PAYS BASQUE

F 2017, 100 min
FSK 0
Verleih: X Verleih

Genre: Komödie, Romantik

Darsteller: Élodie Fontan, Florent Peyre, Daniel Prévost, Nicolas Bridet, Barbara Cabrita, Ludovic Berthillot

Regie: Ludovic Bernard

Kinostart: 19.04.18

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Die Pariserin

Schlüpfer, Schlamm, Schablone

Als Ganzes mag die US-Langlauf-Serie „Modern Family“ auch nicht grade der große Bringer sein. Zumindest ein Zitat daraus ist aber wirklich goldig: „Warum muß ich französische Filme gucken? Ich habe doch gar keine Wette verloren!“ Noch vor ein paar Jahren hätte es sich als frankophil angehauchter Cineast fast verboten, über diesen Ausspruch auch nur ansatzweise zart zu lächeln. Heute geht es straffrei durch. Und schuld daran ist die Einkaufspraxis deutscher Verleiher, die einheimische Leinwände mit noch dem letzten „neuen Komödienerfolg“ vom Nachbarn unterminieren. Dabei knallt es dort im Mainstream auch nur noch selten.

DIE PARISERIN von Ludovic Bernard mutet an wie ein Laborversuch. Vor dem geistigen Auge stehen Reagenzgläser mit bewährten Ingredienzien und nach oben offenen Haltbarkeitsdaten aufgereiht: Großstadt und Land als Konflikt, Reich und Arm als Blaupause, Wandlung und Fähigkeit als Behauptung, Romantik und Zote als Pärchen, Culture-Clash gegen Kulturklischee. Kann durchaus gutgehen, muß aber nicht! Hier braucht es keine zehn Minuten, und die Fährte ist gerochen. Der Rest ist ein ziemlicher Affront gegen gut entwickelte Geschmacksnerven.

Das Sujet im Schnelldurchlauf: Die jung-schöne Sybille, frisch von der Uni ins Arbeitsleben dekantiert, wird von Paris aus ins Baskenland geschickt (denn dort war das Kino bislang eher selten), um im Auftrag eines Großkonzerns einen Allerwelts-Familienladen aufzukaufen. Der Betreiber ist Onkel, also gibt es einen Neffen. Als dieser Ramuntxo – bärtig und wohlbemuskelt – das erste Mal durchs Bild huscht, ist sofort klar, daß Sybille über kurz statt lang ihren hauptstädtischen Liebsten (der natürlich auch noch in derselben Firma arbeitet) abservieren wird.

Sybille ätzt gegen Folklore, Geruch und Käse des fremden Landstrichs, um dann doch einen Wettbewerb für Hirtenschreie zu gewinnen, baskischen Likör und Espadrilles zu mögen und den offenen Kampf mit Ramuntxos Ex anzunehmen. Die Waffen, die sie benutzt … um Himmels willen! Es sind die echten der Untergrundorganisation Euskadi Ta Askatasuna, kurz ETA. Paßt also wie die Panzerfaust aufs Auge!

Schlüpfer, Schlamm, Schablone – wenn aus geplant seichter Unterhaltung nur noch Zerstreuung wird, sie sich also selbst auflöst, dann ist es wirklich besser, DIE PARISERIN nur als Einsatz einer Wette zu empfehlen.

[ Andreas Körner ]