Originaltitel: THE PIRATES! BAND OF MISFITS
GB/USA 2012, 88 min
FSK 0
Verleih: Sony
Genre: Animation, Abenteuer, Kinderfilm
Stab:
Regie: Peter Lord, Jeff Newitt
Stimmen: Bettina Zimmermann, Klaas Heufer-Umlauf, Joko Wint
Kinostart: 29.03.12
Selbst ein ehrbarer Piratenkapitän hat es manchmal schwer, vor allem, wenn sich zu latenter Dummheit Pech gesellt. Weswegen unser hiesiger Käpt’n inklusive Hilfe seiner arg zusammengewürfelten Crew immer bloß Seltsamkeiten überfällt, zum Beispiel Geisterschiffe oder Nudistenkähne. Weil man ja nun weiß, wie’s mit des nackten Mannes Taschen läuft, und Gespenster ebenfalls eher selten Bargeld dabeihaben, kommen kaum (okay: gar keine) Schätze rum. Diese wären aber zwingend notwendig, um dem Kapitän dessen größten Traum zu erfüllen: einmal beim Pirat-des-Jahres-Wettkampf den Goldschädel erringen!
Das Drehbuch schrieb Gideon Defoe nach eigener Vorlage, mit der er einst eine Angebetete entflammen wollte – und scheiterte. Jedoch zum Glück, möchte man meinen, denn solch’ Lachbremse als Frau hätte dem ganz offenbar ziemlich schrägen Defoe wohl nie zur freudvollen Ehe verholfen. Soll konkret heißen: infantiler Slapstick, kindgerechte Running Gags, staubtrockene Ausflüge in britische Gefilde, sarkastische Seitenhiebe unter anderem auf Medienauswüchse ... Es gibt ja manche humorige Spielarten, und DIE PIRATEN! nutzen sie auf der turbulenten Reise quer über die Weltmeere quasi alle, so daß für jedes Gemüt und Alter ein passendes Deckelchen zur Verfügung steht. Gute Unterhaltung garantieren außerdem die durchweg gelungen skizzierten Figuren, wobei sich zwei Nebencharaktere als echte Szenendiebe entpuppen: Zum einen wäre da Charles Darwin, hier ein emotionaler Jammerlappen sowie nicht sonderlich erfolgreicher Wissenschaftler. Und wer Königin Viktoria noch nie über den Weg traute, bekommt diesbezüglich bizarre Bestätigung. Nur so viel: Unter dem voluminösen Kleidungsstil verbirgt die Monarchin ebenso Geheimnisse wie in ihrem, bei allem Respekt vor blauem Blut, arg unrund laufenden Hirn. Was Wichtigkeit besitzt, da bald des Kapitäns „schwerknochiger Papagei“ Polly (in Wahrheit ein Dodo) zum Objekt mehrseitiger Begierde aufsteigt, und das Abenteuer zur temporeichen Rettungsaktion gerät.
Der liebevollen, fast nostalgisch angehauchten, aus WALLACE & GROMIT bekannten Animationstechnik steht zwar wie mittlerweile üblich modernes 3D entgegen und weiß die sowieso hoch angelegte Spaßlatte kaum weiter anzuheben; doch zur Abwechslung stört es auch nicht wirklich, da sein Einsatz – erstaunlich genug – unaufdringlich erfolgte. Also, Leinen los!
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...