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Die purpurnen Flüsse 2

Adrenalinkino mit logischen Aussetzern

Vor drei Jahren ging es für den unerschrockenen Kommissar Pierre Nièmans sehr, sehr knapp aus. Beinahe wäre er in den verschneiten Alpen draufgegangen, als er dem Serienkiller einer Elite-Uni ans Leder wollte. Nun wird er an einen nicht weniger pikanten Ort des Verbrechens gerufen - in ein Kloster. Hier geschah das Unglaubliche: Als ein Kreuz in die Wand geschlagen wurde, trat Blut aus dem alten Gemäuer. Nièmans, kein Typ für schalen Hokuspokus, meißelt kurz darauf einen einbetonierten Leichnam aus dem Gestein und kommt einer sehr rätselhaften Verkettung verschiedener Ritualmorde auf die Spur. Zur Seite wird ihm das Greenhorn Reda gestellt, ein ehemaliger Schüler Nièmans’.

Ein Typ namens Jesus liegt schwerverletzt im Krankenhaus. Nièmans und Reda entdecken die Fotografie einer Sekte, die ihn und zwölf andere Männer beim Abendmahl zeigt. Daher also weht der Wind: die zwölf Apostel stehen als nächstes auf dem Schlachtplan eines Wahnsinnigen. Unermüdlich faselt der bärtige Verletzte immer wieder von den Engeln der Apokalypse. Und da der Bogen nie weit genug gespannt werden kann, entpuppt sich schließlich die Basis allen Übels in der Gier eines wahnsinnigen Deutschen, Herrn Heinrich von Garten. Er ist einem von Lothar dem Zweiten einst aus dem Vatikan gestohlenen Schatz hinterher: dem Buch Gottes.

Augen reiben und durch! - möchte man ob des klerikalen Unfugs meinen. Aber halt: natürlich ist dieser krude Sekten-Mythen-Killer-Nazi-Humbug ausgemachter Mumpitz, aber eben welcher der hochspannenden Art. Olivier Dahan gönnt seinen Protagonisten und dem Publikum keine Ruhe, da folgt eine Hetzjagd der nächsten, da wird gekickboxt, gesprungen und zu Fuße unermüdlich verfolgt. Da wird Tempo gemacht, daß der Mund trocken wird und die Sinne aussetzen. Natürlich ist die Fortsetzung längst nicht so raffiniert wie der Vorgänger, doch auch hier entpuppt sich ein etwas wüster Plot als schweißtreibende Action. Hier stimmt die Chemie zwischen den unterschiedlichen Ermittlern, hier stockt einem der Atem, hier pocht vom hektischen Rhythmus dieser Bluthochdruckfabel stolpersystolisch das Herz.

Wer auf Logik, Plausibilität und Sachverstand setzt, scheint in diesem filmischen Hochgeschwindigkeitszug ziemlich verloren. Allen anderen sei dieses hektisch pulsierende Stück perfekten Adrenalinkinos wärmstens empfohlen.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.