Originaltitel: THE QUEEN

GB/I/F 2006, 104 min
FSK 0
Verleih: Concorde

Genre: Tragikomödie, Polit, Biographie

Darsteller: Helen Mirren, Michael Sheen, James Cromwell, Alex Jennings

Regie: Stephen Frears

Kinostart: 11.01.07

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Die Queen

Die Rache der Lady Di

Bei Königs zu Hause geht es drunter und drüber. 1997, in einem der schlagzeilenkräftigsten Schicksalsjahre der britischen Monarchie, kommt alles zusammen: ein hemdsärmeliger Premierminister, der sich partout Tony nennen lassen will, eine tote Prinzessin, die als eine "der Herzen" in die Geschichte eingehen wird, und eine Weltöffentlichkeit, die nichts sehnlicher erwartet, als die Queen höchstselbst um eine Schwiegertochter weinen zu sehen, die das höfische Protokoll nie so ganz erfüllte.

Daß Stephen Frears, der scharfzüngige Autor und versierte Regisseur, vor diesem noch dampfenden, kaum Geschichte gewordenen Hintergrund einen sehenswerten Film zustande bringt, ist keine Überraschung. Verblüffend ist vielmehr, wie er das Yellow-Press-Märchen von der Königin mit dem steinernen Herzen und dem Schneewittchen mit der blonden Seele zu einer ernstzunehmenden, sehr gegenwärtigen Charakterkomödie macht. Dieser Charakter, das schillernde Filmzentrum, ist Queen Elizabeth II, bürgerlich: Helen Mirren. Mit nur einem zuckenden Mundwinkel und einer leicht gezückten Augenbraue deutet sie ganze emotionale Welten an. Ihr Gatte, ein jagdversessener, im Übrigen einfach gestrickter Wohngenosse, ihr Sohn, ein zaghafter Diplomat, ihre Queen Mum, ein pastellfarbener Schloßgeist mit ausgefeilten Beerdigungsplänen, bilden den Rahmen. Und ob man nun den angeheirateten Leichnam mit der Royal Air Force überführen oder die Fahnen auf Halbmast setzen muß - entscheidend ist: welche emotionale Beherrschtheit verträgt die Presse, welche verträgt das Volk?

In ferner Verwandtschaft zu den Politdramen aus Hollywood und mit stilistischer, britisch kultivierter Zurückhaltung entfaltet Frears ein zeitgenössisches Historienstück, bei dem die gemeißelten Frisuren, die Kostüme und die physiognomischen Ähnlichkeiten selbstverständlich, aber keinesfalls die Hauptsache sind. Durchsetzt mit ausgefeilten Dialogen und Nachrichtenbildern, zum Beispiel einem düsteren Prinzessinnenblick über die Schulter, gerät seine Geschichtsaufarbeitung zu einer überaus komplexen, bisweilen sarkastischen aber durchaus königinnentreuen Monarchenstudie um einen der sparsamsten Gefühlshaushalte.

[ Sylvia Görke ]