Originaltitel: L’EMPEREUR
F 2017, 85 min
FSK 0
Verleih: Wild Bunch
Genre: Dokumentation, Natur
Stab:
Regie: Luc Jacquet
Stimmen: Udo Wachtveitl
Kinostart: 02.11.17
Der Pinguin verzeichnet ja ungebrochen anhaltende Erfolge quer durch alle Altersgruppen. Woran das liegt, kann man mal ganz stumpf pauschalisierend auf zwei Tatsachen runterbrechen: 1. sieht er im Jungtieralter für Vogelverhältnisse geradezu unglaublich knuffig aus, was auch das hiesige Plakat schamlos ausnutzt. Und 2. spielt seine niedliche Unbeholfenheit an Land sicher eine gewichtige Rolle. Beides, erweitert um geradezu familiäre Betrachtungen sowie ständig zwischen philosophisch angehaucht und eher peinlich pendelnde Verbalbetrachtungen, beförderte den Vorgänger zum Publikumsknaller.
Ein weiterhin unverändertes Erfolgskonzept, wobei man erleichert bemerkt, daß der Off-Kommentar zwar grundsätzlich verzichtbar ist, aber zumindest weniger nervtötend geriet als einige entfesseltere Kollegen – die WÄCHTER DER WÜSTE oder MALEIKA seien da stellvertretend zur schauderhaften Erinnerung erweckt. So heißt es aufatmen, wenn Multitalent Udo Wachtveitl dem Publikum die nötige Distanz gönnt, indem er immer vom „Pinguin und seiner Gefährtin“ spricht, es watscheln also nicht der wortkarge Klaus-Dieter und die lebenslustige Brigitte übers antarktische Eis. Andererseits schließt dies natürlich keine akustische Betonung des offensichtlich Beobachtbaren aus: „Das war knapp!“
Besagter protagonistisch tätiger Pinguin nun zählt 40 Jahre, hat damit die letzten Tage erreicht und brütet mit erwähnter Dame unter den bekannt widrigen Umständen noch ein Ei aus, bevor er den finalen Gang antritt. Regisseur Luc Jacquet bebildert das schon toll, entlockt der klirrenden Weite quasi 50 Shades Of White, hat zwölf Jahre nach der ersten Reise vielfach verbesserte technische Möglichkeiten zur Verfügung, Stichwort 4K. Aber er übertreibt irgendwann die extremen Nahaufnahmen, permanenten und deswegen langfristig zermürbenden Zeitlupen. Manchmal kreischt zusätzlich optisch die Dramaqueen. Und es bleibt zudem eine piekende Frage offen: wieso?
Warum zwingend eine Fortsetzung, die inhaltlich streckenweise bereits im Original zur Ansicht Gebrachtes wiederholt? Eisstürme, Verdurstungsgefahr, schwierige Eiübergabe, erfrorene Embryonen, garstige Raubvögel, Gedanken zum ewigen Lebenskreislauf und menschlichen Versagen ... Oft mutet das wie ein fraglos aufgehübschtes, gegen Ende um Abenteuer der Nachkommen erweitertes Remake an. DIE REISE DER PINGUINE 2.0 sozusagen.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...